Das Normale wird wieder gut genug

Ausländische Interessenten ziehen sich mehr und mehr zurück.

Briten, Niederländer, Russen, Deutsche: Ein regelrechter Tummelplatz für internationales Publikum – so sah der heimische Markt für Ferienimmobilien bis vor einigen Monaten aus. Nun ist das anders: „Die ausländische Nachfrage ist fast völlig zum Erliegen gekommen“, konstatiert Michael Pisecky, Geschäftsführer des Maklerunternehmens sREAL. In Zeiten der Finanzkrise beginne man eben beim Luxus zu sparen, und dazu zählen – auch wenn sie überhaupt nicht exklusiv sein mögen – Ferienimmobilien beziehungsweise Zweitwohnsitze (zum Thema Luxus-Ferienimmobilien siehe auch Seite I 5).

Bedeutet dies, dass jetzt gute Zeiten für österreichische Ferien-Schnäppchenjäger anbrechen? „Auf die Preise hat sich diese Entwicklung bislang kaum ausgewirkt“, verneint der Fachmann. Lediglich in Regionen, in denen es unterschiedliche Preisniveaus für internationales und heimisches Publikum gegeben habe, werde sich diese Schere wieder schließen.

Zurück zur Vernunft

Bewusster Umgang mit Ressourcen, mit dem Geld: Diese Reaktionen auf die Krise sind für Pisecky keine kurzzeitigen. Seiner Meinung nach wird nicht zuletzt im Bereich der Ferienimmobilien das „Normale wieder gut genug werden, Überkandideltes hingegen weniger nachgefragt sein“. Ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis ist auch für Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung, ein Kriterium, das bei Urlaubsentscheidungen immer wichtiger wird. Dieses bieten Ferienhäuser und -wohnungen, allerdings nur, wenn man sie für die schönste Zeit des Jahres mietet. Dementsprechend nimmt das Interesse an dieser Form des Urlaubs zu.

Beim Kauf von Immobilien beziehungsweise bei der Anschaffung von Zweitwohnsitzen sieht der Freizeitexperte hingegen für die Zukunft keine steigende Nachfrage. Einerseits sei der „Glanz der Wertanlage“ etwas verblasst, andererseits sei ein zusätzlicher Haushalt auch immer eine Belastung, „nicht nur finanzieller, sondern auch psychischer Natur. Und natürlich in puncto Arbeit“, sagt Zellmann. Vor allem die nächste Generation empfinde den Zweitwohnsitz der Eltern häufig als Zwangsbeglückung, der ihnen keinen adäquaten Urlaubsersatz bieten könne.

Italiener sehen dies ein wenig anders – zumindest bemerkt man bei sREAL in Kärnten und Tirol eine ungebrochene Nachfrage nach Ferienimmobilien. „Vor allem Norditaliener sind in diesen beiden Ländern aktiv“, sagt Pisecky. „Sie sehen die Immobilie dort nicht nur als Feriendomizil, sondern vor allem als Geldanlage“.

Kleine Einheiten, gute Lage

Auf besonderes Interesse stoßen dabei kleinere Wohnungen in kleineren Anlagen, da diese einen guten Wiederverkaufswert besitzen. So sind 50 bis 70 Quadratmeter große Feriendomizile gefragt, als die wichtigsten Entscheidungskriterien für ein Objekt gelten nach wie vor seine Lage und die umliegende Infrastruktur.

AUF EINEN BLICK

■Die Nachfrage nach heimischen Ferienimmobilien durch internationales Publikum lässt – nicht zuletzt wegen der Finanzkrise – nach. Für die Zukunft wird auch weniger Interesse an Zweitwohnsitzen prognostiziert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2008)

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