Typberatung: Eine Wohnung wie ich

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Wenn die Wohnung der Persönlichkeit ihres Besitzers entsprechen soll, muss sich dieser mit seinen Bedürfnissen auseinandersetzen. Berater helfen dabei.

Ganz wie aus dem Hochglanzmagazin!“ Dieser Ausruf entlockte vielen stolzen Wohnungsbesitzern noch vor kurzem ein strahlendes Lächeln. Heute zieht es so manchem die Mundwinkel nach unten, wenn Besucher mit diesem Lob kommen. Denn schließlich soll die Wohnung samt ihrer Einrichtung der Persönlichkeit des Besitzers, seinen Bedürfnissen entsprechen, nicht den Vorstellungen gehypter Designer. Und dies darf man auch sehen. Zeit also, sich über den eigenen Wohntyp, seinen Einrichtungsstil Gedanken zu machen – und/oder sich von Experten aus diesem Bereich beraten zu lassen. Diverse Anbieter haben sich in den vergangenen Jahren darauf spezialisiert, ihren Kunden beim Wohnen mit Persönlichkeit auf die Sprünge zu helfen.

Geschichte und Lebensstil


Den aktuellen Trend zur Typberatung prognostizierte schon Matthias Horx anno 2004: Ihm zufolge würde die Fähigkeit zur Darstellung der eigenen Individualität zur Kernkompetenz, das Heim zum Zentrum und Schutzhafen in einer unsicheren Welt.
Die Individualität schreiben demnach auch die Berater in Sachen Einrichten groß. Wohncoach Renate Längauer etwa geht mit ihren Kunden nicht nur Farb- oder Möbelvorlieben durch, sondern auch deren persönliche Geschichte, fragt nach dem Lebensstil und aktuellen Befindlichkeiten. „Erst wenn dies klar ist, kann man zum nächsten Schritt übergehen, nämlich zu schauen, welche Farben, Materialien und Formen zur Person – und damit zur Wohnung – passen.“ Es sollen dabei, so Längauer, keine Geschmacksrichtungen übergestülpt, sondern Geschmackspotenzial entwickelt werden. Und hin und wieder geht es auch ans Eingemachte. Etwa wenn Eltern ihren Kindern partout nicht erlauben, im Esszimmer zu spielen, obwohl das der schönste Raum ist, können die Gründe dafür in der Kindheit liegen. „Manche Erlebnisse werden einem erst wieder im Coachinggespräch bewusst“, erzählt Längauer.
„Die Kunst besteht darin, die verschiedenen Möglichkeiten des Raums mit der persönlichen Situation des Bewohners in Einklang zu bringen“, sagt auch Innenarchitektin Christa Muhr.

Fehlinvestitionen entstünden ihrer Meinung nach oft aus mangelnder räumlicher Vorstellungskraft. „Man bemerkt häufig erst zu Hause, dass die neu gekauften Möbel sich nicht richtig einfügen, den Raum dunkel wirken lassen oder sich schlicht als unpraktisch erweisen“, so Muhr. Das nötige Grundwissen in Sachen Geometrie, Licht und Farbe, funktionale Gestaltungsprinzipien und Nachhaltigkeit der Materialien seien weitere Bausteine für das „Gesamtkonzept Wohnen“.

Kleine Veränderungen oft genug


Die Klientel von Wohnberatern ist bunt gemischt und reicht vom Studenten, der in eine neue Wohnung zieht, bis hin zu Ehepaaren, deren Kinder gerade das Haus verlassen haben. Und nicht immer ist es notwendig, gleich das gesamte Mobiliar auf den Kopf zu stellen. „Richtig oder falsch, das ist kein Maßstab“, sagt beispielsweise Einrichtungs- und Stilberaterin Andrea Schmidt. „Vorhandene Probleme lassen sich hin und wieder bereits mit kleinen Veränderungen ausmerzen. Manchmal reicht es schon, ein Sofa anders zu stellen oder Kissen in passenden Farben zu platzieren“, so die Expertin.
So breit wie die Palette der angeboten Services ist auch jene der Kosten. Verrechnet wird entweder stündlich (um die 60 Euro) oder nach Wohnprofilanalysen (pro Person rund 500 Euro). Abhängig von Beratungsaufwand und Qualität der Möbel und Stoffe können die Preise für das individuelle Zuhause natürlich ordentlich nach oben klettern. Dafür haben die Gecoachten aber das gute Gefühl, in einem Domizil nach Maß zu wohnen, nicht in einem wie aus dem Hochglanzmagazin.

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