Bei AUA-Kleinaktionären läuten die Alarmglocken. IVA-Präsident Rasinger wirft der Airline "katastrophale Informationspolitik" vor. Die AUA hätte die Verluste deutlich früher veröffentlichen sollen.
wien. Die jüngste Hiobsbotschaft der AUA, dass der Verlust heuer auf bis zu 475 Mio. Euro explodieren könnte („Die Presse“ berichtete am 29. November) lässt auch bei den durch massive Kursverluste ohnehin schon geprügelten Kleinaktionären die Alarmglocken läuten. „Die Informationspolitik der AUA ist katastrophal“, ärgert sich der Präsident des Interessenverbandes der Anleger (IVA), Wilhelm Rasinger.
„Wenn es tatsächlich stimmt, dass die Zahlen schon bei der Due Dilligence (vertiefte wirtschaftliche Prüfung, Anm.) im Zuge der Privatisierung bekannt waren, dann hätte die AUA das per Ad-hoc-Mitteilung öffentlich machen müssen“, ist Rasinger überzeugt. Durch Schweigen habe man dem Markt „falsche Hoffnungen“ gemacht.
Der Aktionärsvertreter kritisiert auch, dass die AUA eine außerordentliche Hauptversammlung nicht für notwendig erachtet (weil der Verlust durch Wertberichtigungen entsteht, die nach der US-Bilanzierungsmethode IFRS, nicht aber nach HGB anfallen). „Das stimmt juristisch, die Optik ist dennoch schief.“ Kritik übt Rasinger an AUA-Chef Alfred Ötsch: Ein kompetenter Finanzer – „als solcher hat er seinen Job angetreten“ – hätte früher Alarm schlagen müssen. „Das ist ÖBB-Niveau.“ Die Grünen fordern die Ablöse von Ötsch.
Hoffen auf Übernahmeangebot
Der streitbare Kleinaktionär Hans Schmid, der bereits die Forderung einer Sonderprüfung der AUA-Gebarung angedroht hat, will nun bis Anfang Dezember zuwarten, bis die Kaufverträge von Lufthansa und ÖIAG unterschrieben sind. Außerdem müsse man warten, was die EU-Prüfung ergebe. Erst dann kann es ein Übernahmeangebot an die Kleinaktionäre geben. „Wir fühlen uns jedenfalls total ignoriert“, so Schmid zur „Presse“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2008)