AUA-Verkauf: Die erste Hürde ist geschafft

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Die ÖIAG hat ihren AUA-Anteil an die Lufthansa verkauft. Abgeschlossen ist der Deal aber erst nach der EU-Zustimmung. Insgesamt peilt die Lufthansa den vollständigen Besitz der AUA an.

wien. Die AUA ist verkauft. Am Freitag unterzeichneten ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis und Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber den Verkaufsvertrag. Zuvor hatte der ÖIAG-Aufsichtsrat dem Angebot der Lufthansa zugestimmt. „Die AUA wird auch künftig die AUA bleiben“, sagte Mayrhuber anschließend bei einer Pressekonferenz. So bleibt die Marke AUA erhalten. Das Streckennetz soll „angemessen“ und der Mitarbeiterstand „bestmöglich“ erhalten bleiben. „Konkrete Pläne für einen Stellenabbau haben wir nicht. Man muss aber realistisch sein: Mit Defiziten kann man keine Arbeitsplätze sichern. Wir haben aber Geduld und ein soziales Gewissen“, so Mayrhuber weiter.

Wie berichtet, zahlt die Lufthansa der ÖIAG für ihren 41,6-prozentigen Aktienanteil rund 366.000 Euro. Um ganz genau zu sein: 366.268,75 Euro. Zusätzlich gibt es einen sogenannten Besserungsschein. Dieser besagt, dass die ÖIAG einen zusätzlichen Betrag von bis zu 162 Mio. Euro erhalten kann, wenn die wirtschaftliche Entwicklung der AUA positiv ist und sie die Lufthansa-Aktie „outperformen“ kann. Den Kleinaktionären will die Lufthansa ein Angebot von 4,44 Euro je Aktie (insgesamt 215 Mio. Euro) machen. Insgesamt peilt die Lufthansa den vollständigen Besitz der AUA an.

Stiftung für „Österreich-Anteil“

Den von der Politik geforderten Österreich-Anteil von 25 Prozent und einer Aktie soll aller Voraussicht nach eine Stiftungskonstruktion „erfüllen“. So soll die Lufthansa 50 Prozent direkt an der AUA halten. Die zweite Hälfte soll von einer Stiftung gehalten werden, in der zwei Vorstände von der ÖIAG und drei von der Lufthansa bestellt werden. So soll das österreichische Mitspracherecht gewährleistet werden. Endgültig abgeschlossen wird der Verkauf aber erst in gut einem halben Jahr sein. So lange dürfte es dauern, bis die Europäische Kommission ihre Prüfung des Deals abgeschlossen hat. Die europäischen Wettbewerbshüter wollen die Schuldenübernahme der ÖIAG genau prüfen. Die ÖIAG soll ja 500 Mio. Euro der rund 1,5 Mrd. Euro Schulden (einschließlich des Verlusts aus 2008) der AUA übernehmen. Diese EU-Prüfung ist somit auch das Damoklesschwert über dem Deal. Denn die Lufthansa macht ihr Angebot an ÖIAG und Kleinaktionäre von der Zustimmung der EU abhängig.

Darlehen von ÖIAG für AUA

Bis der Verkauf mit dem Abschluss der EU-Prüfung endgültig abgeschlossen ist, kann die Lufthansa der AUA noch kein Geld zuschießen. Die heimische Fluglinie hat aber schon jetzt einen dringenden Liquiditätsbedarf, um den Flugbetrieb überhaupt aufrecht halten zu können. Daher soll die ÖIAG ihr vorerst ein Darlehen in Höhe von rund 200 Mio. Euro geben.

Doch auch abseits der EU-Prüfung gibt es noch einige mögliche Probleme. So droht die aus dem Bieterverfahren ausgeschiedene Air France/KLM mit einer Klage. Bei den österreichischen Kleinaktionären wiederum regt sich teilweise Widerstand gegen das Übernahmeangebot der Lufthansa. Dieses stellt zwar den Durchschnittskurs der letzten sechs Monate dar und liegt deutlich über dem jüngsten Kursniveau. Viele Kleinaktionäre haben aber noch bei wesentlich höheren Kursen gekauft. Aktionärsvertreter fordern daher eine Nachbesserung des Angebots. Laut Mayrhuber ist die AUA-Aktie bereits mit dem derzeitigen Niveau „überbewertet“. Sollten sich viele Kleinaktionäre nun gegen das Angebot entscheiden, könnte der Kauf noch scheitern. Denn auch das Erreichen von mindestens 75 Prozent der AUA-Anteile ist eine weitere Bedingung der Lufthansa.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2008)

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