Pakistan will Verdächtige von Mumbai nicht ausliefern

Pakistanische und indische Soldaten
Pakistanische und indische Soldaten(c) AP (Aman Sharma)
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Die Verdächtigen sollen in Pakistan selbst vor ein Gericht gestellt werden und nach pakistanischen Gesetzen verurteilt werden. Der angebliche Chefplaner der Anschläge von Mumbai wurde bereits verhört.

Nach der Festnahme von mutmaßlichen Drahtziehern der Anschlagsserie von Mumbai hat Pakistan einer möglichen Auslieferung an Indien eine Absage erteilt. Die Verdächtigen sollten in Pakistan vor Gericht gestellt werden, sagte der pakistanische Außenminister Shah Mehmood Qureshi am Dienstag. Gleichzeitig drohte er Indien mit einem Krieg, sollte Neu Delhi selbst gegen islamistische Kämpfer auf pakistanischem Boden vorgehen.

"Die Festnahmen sind im Rahmen unserer eigenen Ermittlungen erfolgt", sagte Qureshi in einer Rede in Multan. Selbst wenn Indien Beweise für die Schuld der Terrorverdächtigen vorlege, werde Pakistan sie nicht ausliefern. Die pakistanischen Behörden hatten seit Samstag insgesamt 16 Menschen aus dem Umfeld der islamistischen Organisation Lashkar-e-Taiba festgenommen, die von Indien der Anschlagsplanung in Mumbai beschuldigt wird.

Drahtzieher verhört

Die pakistanischen Behörden verhörten am Dienstag den angeblichen Chefplaner der Anschläge von Mumbai: Zaki-ur-Rehman Lakhvi, ein Führungsmitglied von Lashkar-e-Taiba, war ebenfalls am Samstag in der zentralpakistanischen Provinz Punjab festgenommen worden, wie ein ranghoher Vertreter der pakistanischen Sicherheitskräfte bestätigte. Indischen Medienberichten zufolge hatte der einzige überlebende Angreifer der Anschläge von Mumbai Lakhvi als Chefplaner bezeichnet. Bei der Anschlagsserie waren Ende November amtlichen Angaben zufolge 172 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen neun Angreifer.

Die radikalislamischen Rebellen kämpfen gegen die indische Herrschaft in Kaschmir, der zwischen Pakistan und Indien umstrittenen Grenzregion, um die beide Atommächte bereits drei Kriege führten. Lashkar-e-Taiba ("Armee der Frommen"), der Verbindungen zum pakistanischen Geheimdienst nachgesagt werden, ist seit 2002 sowohl in Indien als auch in Pakistan verboten. Der Nordwesten Pakistans gilt aber als Rückzugsgebiet islamistischer Aufständischer, denen Beziehungen zu den afghanischen Taliban sowie dem Terrornetzwerk al-Qaida nachgesagt werden.

Indien fordert Auslieferung

Indien hatte Pakistan eine Liste mit Verdächtigen ausgehändigt, deren Auslieferung es fordert. Andernfalls drohte Neu Delhi mit Vergeltungsmaßnahmen. Nach indischen Medienberichten plant die Regierung eigene Schläge gegen Trainingslager von islamistischen Kämpfern in Pakistan, sollten die Nachbarn nicht selbst tätig werden.

Pakistans Außenminister drohte für den Fall einer solchen Grenzüberschreitung mit Krieg: "Wir wollen keinen Krieg, aber wir sind absolut bereit für den Fall, dass er uns aufgedrängt wird", sagte Qureshi. Pakistan werde sein Land, wenn nötig, verteidigen. Derartig drastische Worte hatte die Regierung in Islambad nach der Anschlagsserie in Mumbai Ende November noch nicht verwendet.

Pakistans Präsident Asif Ali Zardari erklärte unterdessen, die Anschläge von Mumbai seien gegen die indisch-pakistanischen Friedensbemühungen gerichtet gewesen. Nicht nur Neu Delhi, sondern auch die neue Regierung in Islambad seien indirekt das Ziel der Anschläge gewesen, hieß es in einem Beitrag Zardaris für die "New York Times".

Auch die USA hatten in den vergangenen Wochen Druck auf Pakistan ausgeübt, damit es die indische Regierung besänftige und alle an den Mumbai-Anschlägen Beteiligten bestrafe. US-Außenministerin Condoleezza Rice sprach nun nach den jüngsten Festnahmen von einer "positiven Geste" aus Islamabad, wie ihr Sprecher Sean McCormack sagte.

(Ag.)

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