Konflikt-Barometer 2008: "Die Welt ist unfriedlicher geworden"

Symbolbild Krieg (Mädchen im Irak nebem dem Schatten eines US-Soldaten)
Symbolbild Krieg (Mädchen im Irak nebem dem Schatten eines US-Soldaten)
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In diesem Jahr hat es weltweit mehr Kriege gegeben als 2007. Das Institut für Internationale Konfliktforschung hofft nun auf die Diplomatie des künftigen US-Präsidenten Obama.

"Die Welt ist unfriedlicher geworden." Diese Bilanz zieht das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK). Es präsentierte am Montag seinen "Conflict Barometer 2008". Demnach hat es in diesem Jahr weltweit mehr Kriege und gewaltsame Auseinandersetzungen als 2007 gegeben.

Das Institut zählt neun Kriege in diesem Jahr, im Vorjahr waren es sechs. Mit dem Konflikt zwischen Russland und Georgien kehrte der Krieg auch nach Europa zurück. "Wir sind wieder auf dem Stand, den wir vor vier, fünf Jahren hatten, nachdem es im vergangenen Jahr fast sensationell friedlich war", sagte die Herausgeberin des Konfliktbarometers, Lotta Mayer.

Friedlichere Welt durch Obama?

Die Wahl von Barack Obama zum Präsidenten der USA steigert aus Mayers Sicht jedoch die Chancen für eine friedlichere Welt. "Er wird wohl insgesamt einen diplomatischeren Weg gehen als sein Vorgänger." Dennoch würden die Konflikte in der Welt noch lange Zeit von der Politik der USA unter George W. Bush beeinflusst, der im Kampf gegen den Terrorismus zu häufig auf Gewalt gesetzt habe. "Das kann man nicht einfach aus der Welt schaffen", sagte Mayer.

Zu den Kriegen wird auch die Offensive der türkischen Armee gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK gezählt. Bei dem einwöchigen Kampf im Februar im Nordirak wurden 240 PKK-Anhänger getötet. Kriege registrierten die Wissenschaftler außerdem in Somalia, in der afrikanischen Krisenregion Darfur (Sudan), im Tschad, in Pakistan, Sri Lanka, Afghanistan und im Irak.

30 "begrenzte Kriege" im Jahr 2008

Bei den "begrenzten Kriegen" gab es eine Zunahme von 26 auf 30. Konflikte dieser Kategorie zeichnen sich durch organisierte und wiederholte Gewalt über eine längere Dauer aus. Im Südkaukasus gab es neben dem Fünf- Tage-Krieg zwischen Russland und Georgien Anfang August auch zwei "begrenzte Kriege" um die abtrünnigen Gebiete Abchasien und Südossetien. Ein weiterer "begrenzter Krieg" wird in Europa nach Einschätzung der Forscher in Inguschetien geführt. In der Nachbarrepublik Tschetscheniens kämpfen Islamisten gewaltsam für einen Gottesstaat.

Insgesamt zählten die Politikwissenschaftler 345 Konflikte weltweit, darunter 39 "hochgewaltsame Auseinandersetzungen" und 95 gewaltsame Krisen, in denen sporadisch Gewalt eingesetzt wird.

(Ag.)

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