Energie: Geht uns ein Licht auf?

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Ab Montag dürfte russisches Gas wieder fließen. Dennoch drängt die Suche nach Alternativen.

Wien.Am Freitagnachmittag kam die Entwarnung: Die EU-Kommission, Russland und die Ukraine haben sich auf die Entsendung von Beobachtern geeinigt, die den Transit von russischem Gas durch die Ukraine nach Europa überprüfen sollen. Laut Gaszprom-Chef Alexej Miller werde der russische Gasmonopolist „quasi sofort wieder die Lieferungen aufnehmen“. Russland und die Ukraine hatten sich in den vergangenen Tagen gegenseitig beschuldigt, die Gasversorgung Europas zu sabotieren. Bis das Gas in Europa ankommen wird, dauert es jedoch noch mindestens drei Tage, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission. Wenn alles glattgeht, sollte somit per Wochenbeginn wieder Normalität in der Energieversorgung Europas einkehren und die Gaskrise – vorerst – vorbei sein.

Dennoch dürften die europäischen Energiepolitiker nicht zum Alltag zurückkehren. So ist der grundsätzliche Konflikt zwischen Russland und der Ukraine immer noch nicht gelöst. Eine Wiederholung der jüngsten Ereignisse ist daher alles andere als ausgeschlossen.

Europa muss sich daher dringend Gedanken machen, wie die Energieversorgung der Zukunft aussehen soll. Vor allem beim Gas – dessen Bedeutung für die Strom- und Wärmeproduktion laut Experten in Zukunft noch deutlich zunehmen wird – ist die Abhängigkeit von Russland besonders groß. 40 Prozent aller Gasimporte stammen von den sibirischen Feldern. 80 Prozent davon fließen über ukrainische Pipelines in die EU. Die Suche nach neuen Leitungen, aber auch nach neuen Lieferanten ist daher ein wichtiger Punkt.

Doch auch Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen werden entscheidend zu einer größeren Unabhängigkeit der europäischen Länder beitragen. Besonders erneuerbare Energiequellen, und dabei vor allem die Sonnenenergie, haben ein riesiges Potenzial. Hierbei ist aber noch viel Forschung notwendig, da heutige Techniken bei Kosten und Kapazität mit ihren fossilen Konkurrenten meist noch nicht mithalten können. Letztere werden jedenfalls noch lange eine wichtige Rolle spielen: Denn laut heimischen Energieexperten wird der Ausstieg aus dem „fossilen Zeitalter“ noch gut 100 bis 200 Jahre dauern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2009)

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