Gefragt: Wissen rund um Energie

Für welche Immobilienberufe Know-how in Sachen Energieeffizienz wichtig wird.

Energieoptimierte Bauphysik, Haus in Niedrigenergie-Ausführung, energiesparende Wärmepumpentechnologie: Noch vor wenigen Jahren dominierten Schlagworte wie „hochwertiges Objekt“, „modernes Design“ oder „beste Lage“ die Immobilieninserate. Nun bekommen sie ernsthafte Konkurrenz – und zwar von Begriffen rund um die Energieeffizienz. In der Vermarktung ist das Thema also schon angekommen. Wie sieht es aber im Bereich immobilienwirtschaftlicher Berufe aus? Wie wichtig ist – und wird – das Know-how über Energie und ihren effizienten Einsatz, um auf der Immobilien-Karriereleiter nach oben zu klettern?

Revitalisierung: Gute Chancen

„Sehr“, lautet die Antwort von Experten. Wie tief das Wissen sein muss, hängt allerdings von den Aufgaben der einzelnen Berufe ab. „Vor allem in der Projektentwicklung und hier wiederum speziell bei der Revitalisierung von Bestandsobjekten ist das Thema ein großes“, sagt etwa Thomas Malloth, Obmann des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder.

In diesem Bereich sieht er sehr gute Berufschancen für Spezialisten: „Für Bauträger insgesamt wird die Energie ein wichtiger Bestandteil des Berufes werden.“ Intensiv mit der Energieeffizienz werden sich auch Bewerter beschäftigen müssen, erklärt Otto Bammer, Sachverständiger und Leiter des FH-Studiengangs Immobilienwirtschaft der Wirtschaftskammer Wien. Ein Projekt, das gerade an seinem Institut durchgeführt wird, unterstreicht dies: Erforscht wird, wie sich die Energieeffizienz auf die Bewertung unterschiedlichster Gebäude auswirken könnte.

Beraterische Herausforderung

Aber auch Makler müssen sich mit der Materie auseinandersetzen. Einerseits, um die Konsequenzen auf den Marktwert von Immobilien einschätzen zu können, andererseits, um ihre Kunden mit Informationen rund um Vorschriften oder Preise zu versorgen. Den Energieausweis nennt ÖVI-Vizepräsidentin Margret Funk als ein Beispiel, das in dieser Hinsicht bereits in den beruflichen Alltag genauso hineinspielt wie in die Aus- und Weiterbildung.

Ähnliches gilt für die Hausverwalter, sagt Funk, auch verantwortlich für den Fachbereich Immobilienmanagement an der Fachhochschule Wiener Neustadt. Diese müssen ihre Auftraggeber ebenfalls mit Auskünften, etwa über den Energieausweis, versorgen. Hausverwalter und Makler sieht Malloth in Sachen Energie (-effizienz) vor allem in beraterischen Tätigkeiten – im Gegensatz zu Bauträgern, bei denen es das gesamte Kerngeschäft betrifft. „Diese bilden auch die Schnittstelle zu anderen Berufsgruppen, beispielsweise zu den ausführenden Unternehmen“, ergänzt Bammer.

Ökonomen, keine Techniker

Egal, ob nun beim Seminar für den Makler oder beim Lehrgang für den Projektentwickler: Das Thema wird sich – in unterschiedlicher Intensität – in den Inhalten der Aus- und Weiterbildungen niederschlagen. Für Malloth wäre außerdem ein Angebot an Plattformen, die Informationen – seien es rechtliche, steuerliche oder energetische – verknüpfen, eine gute Idee.

In einem sind die Fachleute sicher: Zu Technikern werden Makler oder Verwalter trotz allen Wissens rund um den Bereich dennoch nicht mutieren. „Wir sind Ökonomen, das ist unser ureigenster Auftrag“, sagt Margret Funk. „Gewisse Spezialisierungen sind sicher sinnvoll“, die enge Zusammenarbeit mit Energieexperten in bestimmten Bereichen aber ebenso. Auch Malloth unterscheidet klar: „Auf der einen Seite gibt es den Techniker. Auf der anderen Seite den Immobilienmanager, der viele Dinge unter einen Hut bringen muss.“ Und nun eben auch vermehrt energetische.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2009)

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