Weniger Gehalt für AUA-Mitarbeiter

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Durch einen Gehaltsverzicht sollen die AUA-Mitarbeiter helfen, 225 Mio. Euro einzusparen. „Wir müssen nun alle an einem Strang ziehen“, meint dazu AUA-Sprecher Michael Braun.

Wien. Anfangs war die Stimmung auf der Mitarbeiterversammlung der AUA am Freitagnachmittag noch gut. Doch dies änderte sich schnell, nachdem AUA-Vorstand Peter Malanik seine Ansprache mit den Worten „Es geht uns ganz schlecht“ begann. Dann präsentierten er und sein Vorstandskollege Andreas Bierwirth den mehreren hundert gekommenen Mitarbeitern das neue 225-Millionen-Euro-Sparpaket der Fluglinie. Demnach will die AUA erstens die Frequenz bei gewissen Strecken weiter ausdünnen. Zweitens sollen die Mitarbeiter entweder in Kurzarbeit beziehungsweise Teilzeit geschickt werden oder zeitweise auf einen Teil ihres Gehalts verzichten. Auch die Einzahlungen in die Pensionskasse sollen vorübergehend stillgelegt werden.

Laut „Presse“-Informationen sollen die Personalkosten in Summe um zehn Prozent gekürzt werden. Dies entspräche einer Einsparung von rund 50 Mio. Euro. Durch einen Gehaltsverzicht sollen die AUA-Mitarbeiter helfen, 225 Mio. Euro einzusparen.„Wir müssen nun alle an einem Strang ziehen“, meint dazu AUA-Sprecher Michael Braun. Daher soll für so viele Mitarbeiter wie möglich in den nächsten zwölf Monaten Kurzarbeit eingeführt werden. Insider gehen davon aus, dass dies bei rund der Hälfte der 8000 AUA-Mitarbeiter möglich wäre. Die restlichen Mitarbeiter sollen zwar weiter voll arbeiten, aber zeitweise auf einen Teil ihres Gehalts verzichten. „Ein gewisser Prozentsatz des Gehalts könnte dem Unternehmen gestundet werden. Bei einer erfolgreichen Sanierung erhalten die Mitarbeiter dieses Geld dann in zwei bis drei Jahren. So wollen wir ohne Kündigungen durchkommen“, sagt Braun. Details gebe es noch nicht, da die Maßnahmen für jeden Mitarbeiter „maßgeschneidert“ und zuvor mit dem Betriebsrat ausverhandelt werden müssten. Lediglich für die Führungskräfte gibt es bereits konkrete Zahlen. So verzichten die Vorstände auf zehn Prozent sowie die zweite und dritte Führungsebene auf 7,5 beziehungsweise fünf Prozent ihrer Gehälter.

Der Betriebsrat will das Sparpaket nicht kommentieren. Es gäbe zwar Gespräche mit der Unternehmensführung, allerdings erwarten sich die Mitarbeitervertreter ein ausgereiftes Konzept für die Zukunft der AUA. Man wolle nicht, dass dieses Sparpaket ähnlich wie jenes 2004/05 einfach „versandet“.

Bis 2012 weitere 200 Mio. Einsparungen

Neben den Einsparungen beim Personal sollen auch bei den Lieferanten Kostensenkungen durchgesetzt werden. Zudem sollen die Strecken erneut ausgedünnt werden. Insgesamt soll die Kapazität um weitere fünf Prozent reduziert werden, sodass sie um zehn Prozent unter dem Wert des Vorjahres liegt. Die Destinationen Mumbai, Burgas und Bala Mare werden demnächst komplett eingestellt. Ziele wie Amsterdam, Genf, Delhi oder Washington werden seltener angeflogen. Mit diesen Maßnahmen soll die gegenwärtige Krise überwunden werden. Bis 2012 sei jedoch eine weitere Ergebnisverbesserung um 200 Mio. Euro notwendig. „Nur dann kommen wir auf eine übliche Marge von sechs bis sieben Prozent“, so Bierwirth.

Mit ein Grund für das Sparpaket dürfte Druck von der Lufthansa sein. Der Kauf der AUA inmitten einer globalen Rezession brachte den Deutschen bereits im Dezember heftige Kritik von Anlegern und Analysten ein. Seither hat sich die Lage am internationalen Flugmarkt weiter angespannt. Die AUA hat aufgrund der stark zurückgehenden Passagierzahlen auch einen hohen „Bargeldverbrauch“. Noch im Dezember brauchte sie 70 Mio. des 200-Mio.-Euro-Darlehens der ÖIAG, um Schulden zurückzuzahlen. Ohne dieses Geld hätte sie zum Jahreswechsel nur noch vier Mio. Euro in der Kasse gehabt. Den Ernst der Lage unterstrichen die AUA-Vorstände mit der Aussage, dass das Überleben der AUA bis zum Einstieg der Lufthansa– der sich auf Herbst verschieben dürfte – noch nicht gesichert sei.

Kein Thema war auf der Mitarbeiterversammlung der plötzliche Abgang von Ex-AUA-Chef Alfred Ötsch am Donnerstagabend, „Die Presse“ berichtete. Ötsch soll, da er bereits angezählt war, zuletzt zu einer Lähmung im Management geführt haben. Dadurch, dass er selbst das Handtuch warf, dürfte er gewollt haben, dem Rausschmiss durch ÖIAG-Chef Peter Michaelis bei der Aufsichtsratssitzung am 9.Februar zuvorzukommen. Sein bis 2011 laufender Vertrag soll laut ÖIAG nicht ausbezahlt werden. Dafür soll er eine Abfertigung erhalten. Wie hoch diese ist, will die ÖIAG nicht sagen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2009)

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