Greifen die Pläne der neuen AUA-Führung nicht, droht trotz des Vertrages mit der Lufthansa die Pleite. Nun sollen mehr Billigtickets helfen, Verkehrsströme nach Wien zu leiten.
Die Lage bei der österreichischen Fluglinie AUA ist dramatisch: Greifen die Pläne der neuen Führung nicht, droht trotz des Vertrags mit der Lufthansa die Pleite, schreibt die Tageszeitung "Der Standard" in der Donnerstagausgabe und zitiert damit das amtierende Vorstandsduo. Mittlerweile hat auch ÖIAG-Chef und AUA-Aufsichtsratspräsident Peter Michaelis bestätigt, dass man bei der AUA derzeit gegen eine Insolvenz ankämpft.
"Vienna Airlines" als "Plan B"
Wenn das Krisen-Sparpaket, das heuer 225 Mio. Euro bringen soll, rasch und erfolgreich umgesetzt werde, dann stehe die AUA nicht vor der Pleite, sagte Michaelis. Er will das wegen der Luftfahrtkrise schärfer geschnürte Sparpaket am kommenden Montag im Aufsichtsrat absegnen lassen. Das gab er heute im Klub der Wirtschaftspublizisten bekannt. Michaelis bestätigte, dass man für den Fall, dass die derzeit geplanten Maßnahmen (Kurzarbeit, Teilzeit, Urlaubsabbau, Streckenkürzungen, Stilllegung von Flugzeugen) nicht reichten, "andere Maßnahmen überlegen" müsse.
Michaelis selbst will nach dem Verkauf der AUA an die Lufthansa als AUA-Aufsichtsratschef zurücktreten. Sollte ein Verkauf an die Lufthansa etwa an EU-Auflagen platzen, existiere ein "Plan B", eine extreme Redimensionierung, so Michaelis. "Da würden wir dann von etwas anderem reden, nicht mehr von einer Austrian Airlines, sondern einer Vienna Airlines", sagte der ÖIAG-Chef. Das wäre aber viel teurer als die Schuldenübernahme beim Verkauf an die Lufthansa.
Verhandlungen mit Betriebsrat
Noch heute verhandeln der AUA-Vorstand und der Betriebsrat darüber, wo eingespart werden soll. Boden-Betriebsrat Alfred Junghans wehrt sich gegen einen geplanten Gehaltsverzicht. Er strebt stattdessen Kurzarbeitszeit-Modelle an.
Der Tyrolean-Bodenbetriebsrat hat indes dem Personalpaket zur Krisenbewältigung in der AUA-Gruppe zugestimmt. Der Betriebsrat gab seine Einwilligung zu verschiedenen Maßnahmen und Sparpotenzialen für die rund 600 Boden-Angestellten der Tyrolean. Konkret geht es um ein befristetes Aussetzen von Pensionskassenbeiträgen, einen temporären Gehaltsverzicht in der Höhe von fünf Prozent und Kurzarbeit.
"AUA ein toter Patient"
Die AUA sei "ein toter Patient, der wieder kräftig vitalisiert werden muss", zitiert "Der Standard" in seiner Donnerstagsausgabe AUA-Vorstand Andreas Bierwirth unter Berufung auf eine Videoaufzeichnung einer vorwöchigen Informationsveranstaltung. Wenn die geplanten Maßnahmen
- teilweiser Gehaltsverzicht
- Streckenreduktion und -streichung
- Lieferantenbeiträge
nicht erfolgreich umgesetzt werden, kann Bierwirth nicht ausschließen, dass "die AUA trotz des Signings an die Wand fährt".
Bierwirths Vorstandskollege Peter Malanik räumte laut "Standard" ein, er hätte nie gedacht, dass die AUA einmal in die Situation käme, vom Staat eine Rettungshilfe von 200 Millionen Euro zu benötigen.
"Budget für 2009 ist obsolet"
67 Millionen Euro seien am 22. Dezember abgerufen worden, "um am 23. Dezember ganz normale Schulden tilgen zu können". Hätte es das Staatsgeld nicht gegeben, hätte die Airline am 31. Dezember eine Liquidität von gerade vier Millionen Euro gehabt, schreibt das Blatt. "Bei einem Umsatz von 2,5 Mrd. Euro ist das so gut wie nichts, so dramatisch ist die Situation", so Malanik, der mit Andreas Bierwirth nach dem Abgang von Alfred Ötsch die AUA interimistisch leitet.
Wenn die restlichen 133 Mio. Euro in den nächsten Monaten abgerufen werden, dann sichere das die Liquidität auf Basis des derzeitigen Budgets. Allerdings: "Das Budget für 2009 werden wir verfehlen, dass wissen wir jetzt schon", wird die neue AUA-Spitze zitiert. Daher brauche man jetzt Maßnahmen, um die Liquidität bis zum Closing mit der Lufthansa zu sichern.
Mehr 99-Euro-Tickets
Bierwirth verwies laut "Standard" auf die Vertriebsschwäche der AUA in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Daher werde es auf "Monopolstrecken Preisnachlässe geben". Die AUA will die Preise senken und verkaufsfördernde Maßnahmen bei Reisebüros setzen. So sollen mehr 99-Euro-Tickets auf den Markt kommen, um die Menge zu halten. Mit billigen Tickets sollen Verkehrsströme nach Wien geleitet werden.
Zum Valentinstag gibt es eine neue Billig-Ticket-Aktion. Motto der Aktion: "Love is in the Air". Für je 99 Euro (inklusive Steuern und Gebühren, Hin- und Rückflug) verkauft die heimische Fluggesellschaft vor dem Valentinstag 100.000 zusätzliche Tickets für Europa-Städtereisen.
110 Mio. sollen eingespart werden
110 Millionen Euro sollen bis zum für den Sommer erwarteten "Closing" des Lufthansa-Einstiegs bei der AUA gespart werden:
- Die Lieferanten sollen der AUA zwischen 30 und 40 Millionen Euro nachlassen
- 20 bis 30 Millionen sollen hausintern locker gemacht werden
- und die Personalkosten um 50 Millionen (10 Prozent) gesenkt werden.
(APA/Red.)