Leuchtturm und Skilift: Wohnen ganz anders

Fans ungewöhnlicher Domizile müssen sich auf Wartezeiten einstellen. Bei Suche und Verkauf.

Über seine Schokoladenseite sollte sich der künftige Besitzer von Sanda Island schon einmal Gedanken machen. Schließlich darf er sich nach dem Kauf nicht nur „Laird of Sanda“ nennen, sondern kann als Herr der 161 Hektar großen Insel vor dem schottischen Mull of Kintyre auch sein Konterfei auf Briefmarken drucken. Und auf Goldmünzen prägen.

Drei Millionen Pfund kostet die Insel samt Haupt-, Bootshaus und Leuchtturm – und würde annähernd so viel wohl auch dann kosten, wenn sie nicht mit diesen ungewöhnlichen Rechten aufwarten könnte. Denn anders zu sein wirkt sich bei Immobilien nicht unbedingt auf den Preis aus. „Natürlich macht der Lordtitel Sanda Islands attraktiver“, berichtet Farhad Vladi, der als Inselmakler viel Erfahrung mit unkonventionellen Objekten hat. Wichtigere Kriterien für den Kauf oder den Wert seien bei Inseln aber ganz andere: etwa die Infrastruktur auf dem Festland, die Bebaubarkeit des Eilands, seine Lage.

Groß, größer, ungewöhnlich

Dass Ungewöhnliches die Kosten nicht wesentlich beeinflusst, gilt auch bei Luxusimmobilien zu Lande, etwa in Österreich. „Die Immobilie muss im Gesamten passen“, sagt Alexander Kurz, Chef der gleichnamigen Salzburger Immobilienkanzlei. „Preistreiber sind ausgefallene Zusatzangebote nicht unbedingt.“

Immobilien mit inkludiertem Lordtitel sind hierzulande wohl so schwer zu finden wie eine Blaue Mauritius. Was dann heimische Anwesen zu außergewöhnlichen Objekten macht? Das kann einmal die schiere Größe sein: „Dimensionen wie Häuser mit zehn Schlafzimmern und acht Bädern sind bei uns selten“, berichtet Peter Marschall von Marschall Immobilien. Ein Anwesen mit rund 1800 Quadratmetern Wohnfläche, wie er es schon vermittelt hat, gilt als nicht alltägliche Aufgabe unter Maklern, genauso hypermoderne Häuser, die technisch alle Stückerln spielen. Eine Villa mit einem Wellnessbereich, größer als die Wohnfläche des (ohnehin nicht kleinen) Hauses, zählt Elisabeth Huber vom Dr. Max Huber Realbüro zu ihren außergewöhnlicheren Vermittlungsaufgaben. Und auch das 40 Hektar große Anwesen mit Holzhaus und privatem Skilift, das gerade in der Steiermark zu haben ist. Für Huber symbolisieren derartige Immobilien einen „subjektiven Luxusbegriff“, der neben objektiven Fakten wie Größe, Ausstattung oder Qualität der verwendeten Materialien existiert. Was so manchem ungewöhnlich erscheint, ist für den anderen genau das, „was zu seinem Lebensgefühl passt und es sogar steigert“.

Nischenprogramm

Ob nun ein Bachlauf auf dem Grundstück, ein bekannter Architekt als Planer, der überdimensionierte Wellnessbereich oder der Leuchtturm auf der Klippe: Es kann dauern, bis man sein Traumobjekt, das etwas aus der Norm fällt, gefunden hat. Und Gleiches gilt für die Suche nach einem potenziellen Käufer, will man sich vom Domizil wieder trennen. Der Kreis der Interessenten wird kleiner, wenn es um unkonventionelle Luxusimmobilien geht. „Sei es, weil das Objekt aufgrund der Größe schlicht teurer wird oder aber nur noch bestimmte Zielgruppen, Nischen anspricht“, sagt Marschall.

Auf bestimmte Nationalitäten oder gewisse Berufe lassen sich die Interessenten für Ungewöhnliches nicht einschränken. „Der Kreis ist bunt gemischt“, sagt Kurz. Auch Farhad Vladi hat schon versucht, ein Profil der Inselkäufer zu erstellen. Aber: „Sie haben nichts gemeinsam. Außer dass sie alle stark ausgeprägte Individualisten sind. Naturliebhaber mit Lust am Improvisieren, auf der Suche nach Einsamkeit und Ruhe.“

AUF EINEN BLICK

Preisfindung: Lordtitel, Hightech-Haus, Leuchtturm – auf die Kosten wirken sich ungewöhnliche Seiten nicht unbedingt aus. Hard Facts wie Lage, Markt, Ausstattung sind auch in diesem Segment ausschlaggebend.

Käufersuche: Bei besonders großen oder ausgefallenen Objekten wird der Interessentenkreis kleiner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2009)

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