Gaskammern-Leugner Williamson in London gelandet

Bischof Richard Williamson in London
Bischof Richard Williamson in London(c) REUTERS (Luke Macgregor)
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Nach der Ausweisung aus Argentinien ist der umstrittene Geistliche in seine Heimat Großbritannien zurückgekehrt. Er hatte die Existenz von Gaskammern geleugnet.

Die Zeit des Rückzugs in das argentinische Priesterseminar La Reja sind für den traditionalistischen Bischof Richard Williamson von der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) vorbei: Nachdem ihm die argentinische Regierung ein Ultimatum zum Verlassen des Landes gestellt hatte, hat er am Dienstagabend ein Flugzeug in Buenos Aires bestiegen und ist Mittwochmorgen in seiner Heimat Großbritannien gelandet. 

Der 68-jährige frühere Anglikaner, der zum Katholizismus konvertiert ist und 1988 von dem Konzilsgegner Erzbischof Marcel Lefebvre die Bischofsweihe empfangen hat, war durch die Leugnung des millionenfachen Mordes in den Gaskammern aufgefallen.

Leugnung in Großbritannien nicht strafbar

Nach seiner Ankunft in London-Heathrow verschwand Williamson umdrängt von Journalisten Williamson ohne Kommentar mit unbekanntem Ziel aus dem Flughafengebäude. Rechtliche Bedenken gegen die Einreise des Traditionalisten nach Großbritannien, wo die Holocaust-Leugnung nicht strafbar ist, gab es nicht. "Er ist ein britischer Bürger und hat sich hier nicht strafbar gemacht", hatte ein Sprecher des Innenministeriums in London gesagt.

Die Pius-Bruderschaft in London wollte sich zunächst nicht zu Williamsons Ankunft äußern. Der Bischof wurde von der Pius-Bruderschaft ebenso wie vom Vatikan aufgefordert, seine Holocaust-Aussagen zu widerrufen.

Argentinien: Falsche Angaben bei Einreise

Die argentinischen Behörden hatten die Ausweisung damit begründet, dass der Geistliche bei der Einreise vor sechs Jahren falsche Angaben zu seiner geplanten Tätigkeit gemacht habe. Außerdem habe seine Holocaust-Leugnung "die argentinische Gesellschaft, die jüdische Gemeinschaft und die gesamte Menschheit zutiefst beleidigt", hatte es seitens der Regierung in Buenos Aires geheißen.

"Die Kirche hat damit nichts zu tun. Der argentinische Staat hat seine Gesetze angewendet", hatte der Sekretär der Apostolischen Signatur, Erzbischof Velasio De Paolis, gegenüber der römischen Tageszeitung "La Repubblica" betont. De Paolis stellte klar, dass die Rücknahme der Exkommunikation keinerlei "Rehabilitierung" Williamsons und der anderen lefebvristischen Bischöfe bedeutete.

Anzeige in Frankreich

In Frankreich hat die Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus (LICRA) Anzeige gegen den 68-jährigen Briten erstattet. Dort steht die Leugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit seit 1990 als spezifischer Tatbestand unter Strafe. Richter können Holocaust-Leugner bis zu einem Jahr ins Gefängnis schicken oder ihnen hohe Bußgelder auferlegen.

Holocaust in TV-Interview angezweifelt

Williamson hatte in einem TV-Interview behauptet, dass in nazideutschen Vernichtungslagern nicht sechs Millionen Juden umgebracht worden seien, sondern maximal 300.000, davon allerdings kein einziger in Gaskammern. (mehr ...)

Die Pius-Bruderschaft hatte nach eigenen Angaben beschlossen, dass Williamson nach der Niederlegung der Leitung des Priesterseminars La Reja westlich von Buenos Aires das südamerikanische Land verlassen sollte.

Die Annullierung der Exkommunikation von Williamson und drei weiteren von Lefebvre unerlaubt geweihten traditionalistischen Bischöfen - Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais und Alfonso de Galaretta - durch Papst Benedikt XVI. im Jänner hatte vielfach Kritik hervorgerufen.

(APA/Red.)

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