Williamson bittet um Vergebung für Holocaust-Aussagen

BISCHOF RICHARD WILLIAMSON
BISCHOF RICHARD WILLIAMSON(c) EPA (David Dyson)
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Seine Aussagen seien die "Meinung eines Nicht-Historikers", er bat den Papst um Vergebung. Er bedaure das Leid, dass er der Kirche und den Holocaust-Überlebenden verursacht habe.

"Ich bitte alle, die sich aufgrund meiner Worte aufrichtig entrüstet haben, vor Gott um Vergebung." Mit diesen Worten leitet nun der umstrittene Bischof Richard Williamson von der Priesterbruderschaft St. Pius X. seine seit Wochen erwartete und von Papst Benedikt XVI. geforderte Erklärung ein. Bei seiner Äußerung über den Holocaust habe es sich um die "Meinung eines Nicht-Historikers" gehandelt, die sich auf Erkenntnisse von vor 20 Jahren gestützt habe. Die katholische Nachrichtenagentur "Zenit" in Rom und in der Folge die konservative Internet-Plattform kath.net verbreiteten den Text, der an die päpstliche Kommission "Ecclesia Dei" adressiert war.

Der Papst und sein Oberer, Bischof Bernard Fellay, hätten ihn ersucht, die Bemerkungen, die er vor vier Monaten im schwedischen TV gemacht habe, neu zu überdenken, erklärt Williamson. Damals hat er gesagt, dass in den NS-Vernichtungslagern nicht sechs Millionen Juden sondern maximal 300.000 umgebracht worden seien, diese aber nicht in Gaskammern. (mehr ...) Vom Vatikan aufgefordert, seine Äußerungen zu widerrufen, hatte Williamson zunächst lediglich zugesagt, die historischen Beweise für den Holocaust zu "überprüfen". Nun aber erklärte er: "In Anbetracht dieser Folgen kann ich wahrheitsgemäß sagen, dass es mir leid tut, diese Bemerkungen gemacht zu haben, und dass ich sie nicht gemacht hätte, wenn ich im Vorhinein um den ganzen Schaden und den Schmerz gewusst hätte, die diese verursachen würden, besonders der Kirche, aber ebenso den Überlebenden und den Verwandten der Opfer der Ungerechtigkeit unter dem Dritten Reich." Widerrufen hat er damit die Aussagen freilich nicht.

Der 68-jährige Brite ist nach seiner Ausweisung aus Argentinien erst am Mittwoch in London eingetroffen. Wo er sich derzeit aufhält, ist  ungewiss. Nach Presseberichten kam er bei der Pius-Bruderschaft im Londoner Stadtteil Wimbledon unter. Dort wurde dies jedoch verneint. Der sephardische Großrabbiner von Israel, Shlomo Amar, fordert vom Papst eine offizielle Erklärung zu Williamson vor dem geplanten Israel-Besuch im Mai.

Pius-Oberer geht auf Konfrontation

Papst Benedikt XVI. hat im Jänner die Aufhebung der Exkommunikation der vier traditionalistischen Bischöfe Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galaretta verfügt, die 1988 von dem Konzilsgegner Erzbischof Marcel Lefebvre unerlaubt die Bischofsweihe empfangen hatten. Gleichzeitig wurde die Pius-Bruderschaft aufgefordert, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuerkennen.

Bischof Fellay meinte nun in einem am Donnerstag von der Schweizer Zeitung "Le Courrier" veröffentlichten Interview, die Forderung nach einer Anerkennung des Konzils sei der "falsche Diskussionsansatz"; vielmehr müsse der Vatikan die Beschlüsse des Konzils, welches "die Priesterseminare und Gotteshäuser geleert" und zum Niedergang der Kirche geführt habe, in Frage stellen.

(Ag./Red.)

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