Zentralrat: "Bedauern dritter Klasse"

BISCHOF RICHARD WILLIAMSON
BISCHOF RICHARD WILLIAMSON(c) REUTERS (Luke Macgregor)
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Williamson habe seine Aussagen zum Holocaust nicht bereut, nur deren Folgen, kritisiert der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann.

Als ein "Bedauern dritter Klasse" hat der Zentralrat der Juden in Deutschland die vom britischen Traditionalisten-Bischof Richard Williamson ausgedrückte Bitte um Vergebung für seine Holocaust-Leugnung zurückgewiesen. "Williamson zieht seine verlogenen Thesen zum Holocaust und dessen Leugnung ja auch keineswegs zurück, er bedauert doch nur, dass seine Worte schädlich gewirkt haben", sagte der Vizepräsident des Zentralrats, Dieter Graumann, am Donnerstag im Gespräch mit dem Düsseldorfer "Handelsblatt" (Online-Ausgabe).

"Nein: Diese durch und durch verkorkste Erklärung von Williamson nimmt leider überhaupt nichts zurück, sie lässt vielmehr den Schluss zu, er halte die Holocaust-Leugnung, die er ja schon seit Jahrzehnten pathologisch auslebt, weiter aufrecht", so Graumann. Der Bischof der Pius-Bruderschaft habe zudem erklärt, seine Meinung sei vor 20 Jahren "aufgrund der damals vorhandenen Beweise" gebildet worden. "Als ob vor 20 Jahren die Existenz des Holocaust in Zweifel gestanden habe", unterstrich der Zentralrats-Vizepräsident.

Für Graumann ist das Thema damit "keineswegs vom Tisch, sondern aktueller als je zuvor". Er äußerte in diesem Zusammenhang abermals scharfe Kritik an Papst Benedikt XVI., der die Exkommunikation von Williamson trotz der Holocaust-Leugnung wie auch die von drei weiteren traditionalistischen Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft zurückgenommen hat. "Diese fatale Fehlentscheidung des Vatikan hat bedauerlicherweise weiter Bestand", sagte Graumann.

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat sich entsetzt über die Erklärung Williamsons geäußert und vom Vatikan "klare Konsequenzen" verlangt. "Durch den ausbleibenden eindeutigen Widerruf seiner böswilligen Lügen hat Williamson erneut zum Ausdruck gebracht, dass er ein überzeugter Antisemit und unverbesserlicher Holocaust-Leugner ist", erklärte Knobloch am Freitag in München. Vom Vatikan erwarte sie jetzt nicht nur eine Aufforderung zum Widerruf, sondern klare Konsequenzen und eine deutliche Abgrenzung zur antisemitischen Pius-Bruderschaft, die Juden als "Gottesmörder" bezeichne.

Wenn das katholische Kirchenoberhaupt eine solche Gruppe aufnehme, dann sei das eine "Kursbestimmung" seiner Kirche, "die wir respektieren, aber noch lange nicht gutheißen, denn damit wird einem Gespräch zwischen Amtskirche und jüdischer Gemeinschaft die Existenzgrundlage entzogen", sagte Zentralrats-Generalsekretär Stephan Kramer. Es gehe längst nicht mehr "um Herrn Williamson und seine sogenannte Entschuldigung", meinte Kramer. "Es geht um die Grundsätze der katholischen Pius-Bruderschaft, die antidemokratisch, verfassungsfeindlich, frauenfeindlich, judenfeindlich und vieles mehr sind. Ich halte diese Bruderschaft für eine gemeingefährliche Gruppe von Extremisten. Es ist eine verfassungsfeindliche Gruppe, die in Soutanen verkleidet ein Stück an der Dekonstruktion unseres Staates arbeitet." Das sei ein Fall für den Verfassungsschutz. Die Pius-Bruderschaft "steht im Übrigen dem islamistischen Fundamentalismus in nichts nach, da sie eine Gottesherrschaft propagiert und herstellen" wolle.

Der sephardische Großrabbiner von Israel, Shlomo Amar, hatte von Papst Benedikt XVI. eine offizielle Erklärung zur Causa Williamson vor einem für Mai geplanten Israel-Besuch des katholischen Kirchenoberhauptes gefordert. Zuvor hatte der für die Kontakte zum Judentum zuständige Kurienkardinal Walter Kasper noch vor Journalisten gemeint, nach dem jüngsten Treffen des Papstes mit Vertretern des einflussreichen Dachverbandes jüdischer Organisationen in den USA, der "Conference of Presidents of Major American Jewish Organizations" (CPMAJO), wäre "alles wieder im Lot".

(APA)

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