Veit Heinichen: Rufmord in Triest

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Krimiautor Veit Heinichen wird von einem anonymen Schreiber als Pädophiler verunglimpft. Laut Heinichen sind die Briefe in ausgezeichnetem Italienisch ohne Rechtschreib-Fehler verfasst.

Triest/Wien (zoe). Die Geschichte könnte aus seiner eigenen Feder stammen, wäre nicht der Autor selbst die Hauptfigur: Der deutsche Schriftsteller Veit Heinichen, der mit seinem sechsten Commissario-Proteo-Laurenti-Krimi derzeit in den Bestsellerlisten vertreten ist, wird seit mehr als einem Jahr in seiner Wahlheimat Triest von einem anonymen Briefeschreiber tyrannisiert. In allen Schreiben geht es um dasselbe: Der 52-jährige Autor habe eine sexuelle Vorliebe für kleine Buben.

Die Briefe langen seit 14 Monaten im Zwei-Wochen-Takt bei städtischen Einrichtungen, Buchhandlungen, Vereinen, Schriftstellerkollegen und bei Heinichen selbst ein. Gespickt sind sie mit erfundenen Details über pädophile Delikte, untermauert mit fiktiven Zitaten und Aktenzahlen. Nach Triest sei der Deutsche vor zwölf Jahren nur deshalb übersiedelt, weil er vor der deutschen Justiz habe flüchten müssen. Die Hinweise konnten von der italienischen Polizei rasch als erfunden entlarvt werden.

Laut Heinichen sind die Briefe in ausgezeichnetem Italienisch ohne Rechtschreibfehler verfasst. Der Schreiber habe die Adressaten mit Kalkül ausgewählt und sei mit den Inhalten der Heinichen-Krimis bestens vertraut. Jemand wende also sehr viel Zeit auf, um den Autor in den Schmutz zu ziehen, findet die Polizei. Außerdem seien auf keinem der Briefe Fingerabdrücke oder DNA-Spuren zu entdecken gewesen.

Veit Heinichen, früher Verlagsmanager in Berlin, zog 1997 nach Triest, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Seine Krimis rund um Commissario Proteo Laurenti eroberten die Bestsellerlisten. Die TV-Adaptionen mit Henry Hübchen in der Hauptrolle ließen nicht lange auf sich warten.

Politischer Hintergrund?

Bis vor kurzem hielt Heinichen auf Anraten der Polizei die Rufmordkampagne geheim. Am Samstag ging er mit einem Artikel in einer Triestiner Lokalzeitung an die Öffentlichkeit. Hinter der Tat könnte eine politische Gruppierung stehen, meint Heinichen. Der Deutsche engagierte sich für die Linke und mischt sich öfters in regionale Auseinandersetzungen ein.

Während Triests Kulturschaffende ihre Solidarität mit Heinichen bekundeten, meinte der Bürgermeister, der Autor solle nicht so zimperlich sein. Immerhin bekäme jede öffentliche Person irgendwann einmal Drohbriefe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.