Frauentag: Maßnahmen zur Gleichstellung gefordert

Ursula Haubner
Ursula Haubner(c) AP (Ronald Zak)
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Das BZÖ kritisiert die kommende Steuerreform als "frauenfeindlich", der ÖGB will ein Konjunkturpaket für Frauen.

Zahlreiche Organisationen und Politikerinnen haben anlässlich des 101. Internationalen Frauentags am nächsten Sonntag Maßnahmen zur Frauenförderung und Gleichstellung gefordert. Unter anderem drängte das BZÖ auf Neuerungen betreffend den Unterhaltsvorschuss, um deren Bezieher rascher zu ihrem Recht zu verhelfen und abzusichern. Die Armutskonferenz machte auf die finanzielle Situation von Frauen aufmerksam: Jede siebente Frau müsse in Österreich mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze auskommen.

Das BZÖ forderte Neuerungen beim Unterhaltsvorschuss: "Der Staat sollte generell in Vorlage treten und holt sich dann das Geld zurück vom Unterhaltspflichtigen. Die derzeitige Situation ist entwürdigend und belastend für Mütter und Kinder", erklärte Familiensprecherin Ursula Haubner bei einer Pressekonferenz am Freitag. Ein weiteres Anliegen des Bündnisses sei die Steuerreform. Diese sei "frauenfeindlich" und würde Frauen keine Entlastung bringen, lautete die erneute Kritik. "900.000 unselbstständig Erwerbstätigen, die keine Lohnsteuer zahlen, bringt das gar nichts", so Haubner. Eine Alleinerzieherin etwa, die monatlich 1.000 Euro verdient, würde sich durch die Reform nur 49 Euro ersparen, kritisierte sie. Das BZÖ werde deshalb in der nächsten Woche zu beiden Themen Anträge im Nationalrat einbringen.

Bures will Mädchen für Technik begeistern

SP-Infrastrukturministerin Doris Bures will verstärkt junge Mädchen für Naturwissenschaften und Technik - und damit zukunftsträchtige Berufe - begeistern. Forciert werden soll auch die Frauenförderung in den Betrieben. Ab Herbst sollen forschungs- und entwicklungsintensive Unternehmen, die zur Verbesserung von Chancengleichheit im Betrieb beitragen, mit einem "Staatspreis für Chancengleichheit in Forschung und Entwicklung" ausgezeichnet werden.

Staatssekretärin Christine Marek (V) absolvierte am Freitag Betriebsbesuche in der Steiermark. Sie betonte dabei die Themen Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Stellung der Frau in der Wirtschaft. "Gerade in der derzeit wirtschaftlich schwierigen Situation und Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels können es sich Unternehmen nicht mehr leisten, auf das Potenzial vieler gut ausgebildeter Frauen zu verzichten", erklärte Marek.

Für den Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen (BSA) ist die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt ein "untragbarer Zustand, dem dringend entgegengewirkt werden muss". Eine 40-Prozent-Quote für Frauen in Aufsichtsräten, wie es etwa in Norwegen der Fall sei, wäre eine unbedingt notwendige Maßnahme, ebenso wie aktive Frauenförderung bei der Arbeitsmarktpolitik, hieß es in einer Aussendung.

Um Frauen in der Wirtschaftskrise abzusichern, forderte die ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Csörgits Konjunkturmaßnahmen. Etwa sollte in Bildungs-und Betreuungseinrichtungen sowie in den Gesundheits- und Sozialbereich investiert werden, um Arbeitsplätze abzusichern und zu schaffen. Csörgits sprach sich auch dafür aus, dass die Wirtschaftsförderung an die Frauenförderung im Betrieb gekoppelt wird.

Die Armutskonferenz kritisierte die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Einkommensungleichheiten und mangelnde Maßnahmen zur Bekämpfung von Frauen-Armut. Jede siebente Frau (587.000) müsste in Österreich mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze auskommen, 234.000 Frauen, und damit sechs Prozent der Frauen, seien von akuter Armut betroffen. "Im Zuge der Krise ist mit einer weiteren Verschärfung der Situation zu rechnen", befürchtet Michaela Moser.

Außenminister Michael Spindelegger (V) verwies anlässlich des Frauentages auf das österreichische Engagement in Krisenregionen. Die Aktivitäten reichen etwa von Trainings für Unternehmerinnen, Mikrokreditprogrammen für Bäuerinnen in Zentralamerika und Burkina Faso über lokale Gesundheitsteams und Rechtsberatung für Frauen in Äthiopien und Nicaragua bis hin zu Projekten gegen häusliche Gewalt und Menschenhandel in Südosteuropa.

Christine Boller, FCG/GPA-djp Frauenvorsitzende, stellte etwas resigniert fest: "Es ist ja traurig, dass wir als Frauen und Gewerkschafterinnen eigentlich seit Jahrzehnten zum 8. März immer wieder die selbe Forderung stellen müssen." Politiker und Wirtschaftstreibende seien gefordert, gewerkschaftliche Forderungen im Sinne eines sozialen und wirtschaftlichen Fortschrittes "endlich" ernst zu nehmen, so Boller.

(APA)

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