Mit schlechtem Beispiel voran

Bildungsministerin Schmied setzt eine Sektionschefin ab.

WIEN.Bildungsministerin Claudia Schmied macht es sich zur Zeit wahrlich nicht leicht. Nicht nur, dass sie es sich tagtäglich mit der Lehrergewerkschaft verscherzt, setzt sie auch noch kurz vor dem Weltfrauentag (am Sonntag) ein umstrittenes Zeichen: Sie spart eine Sektion in ihrem Haus ein und setzt damit just eine von zwei Sektionschefinnen ab. Damit sinkt der Frauenanteil in Toppositionen in ihrem Ressort schlagartig von 28 auf 16 Prozent (eine von sechs statt zwei von sieben Sektionschefs). Dabei hatte Schmied noch vor zwei Jahren drei von sieben Sektionen mit Frauen besetzt und damit einen Anteil von 42 Prozent erreicht. Ginge es nach ihrer Parteikollegin, Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, müsste Schmied in Zukunft für ihre frauenfeindliche Besetzungspolitik Strafe zahlen (siehe Artikel oben).

Die Betroffene heißt Heidrun Strohmeyer. Sie hat in den vergangenen fünf Jahren die Sektion V (Erwachsenenbildung, Statistik, IT) geleitet. Ihr Vertrag läuft demnächst aus, es ist daher recht einfach, ihn nicht mehr zu verlängern. Wo Strohmeyer künftig arbeiten wird, steht noch nicht fest. Ihre Abteilungen werden auf die anderen vier Sektionen des Bildungsbereichs aufgeteilt. Das Einsparpotenzial durch diese Maßnahme wird von Experten als gering bewertet.

Bemerkenswert ist, dass durch die Auflösung der Sektion V der Bildungsbereich wieder fest in Männerhand ist. Die einzige Sektionschefin, auf die Schmied nun verweisen kann, sitzt mit Andrea Ecker in der Kunstsektion. „Eigentlich sollte der öffentliche Dienst mit gutem Beispiel vorangehen und Frauen die Chancen auf Leitungsfunktionen eröffnen, anstatt sie zu reduzieren“, kritisiert Eva-Elisabeth Szymanski, Leiterin der Sektion VII (Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat) im Sozialministerium.

Noch gibt es 14 Sektionschefinnen

Szymanski ist die längstdienende Sektionschefin und seit 1989 in dieser Funktion. Die erste Sektionschefin gab es allerdings schon Anfang der Achtzigerjahre: Gertrude Worel im Landwirtschaftsministerium. Die Zahl der Sektionschefinnen nahm erst seit Mitte der 90er kontinuierlich zu: 1995 gab es zwei davon, also 2,5 Prozent von allen höchsten Beamtenpositionen. Zehn Jahre später waren es sieben – oder elf Prozent. 2007 zählte man schon 10 Sektionschefinnen oder 14,5 Prozent und 2009 sind es mit 14 immerhin schon 20 Prozent. Wenn Strohmeyer ihre Leitungsposition im Schmied-Ministerium verliert, sind es wieder nur 13 Sektionschefinnen (17,8 Prozent). Damit würde der stete Aufwärtstrend bei den leitenden Frauen im öffentlichen Dienst erstmals seit Jahren wieder ins Gegenteil verkehrt. Meinung, S. 39

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2009)

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