Ministerin fordert „empfindliche Strafen“ für frauenlose Firmen

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Heinisch-Hosek träumt von 40% Frauen in Führungspositionen, aktuell sind es knapp fünf. Bei Nichteinhaltung dieser Vorgabe sollte es „empfindliche Strafen“ für Betriebe geben.

WIEN(c.d./APA). Führungspositionen in Unternehmen sollten zu 40 Prozent von Frauen besetzt werden, fordert Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) anlässlich des Frauentages am 8.März. Bei Nichteinhaltung dieser Vorgabe sollte es – ähnlich wie es in Norwegen der Fall sei – „empfindliche Strafen“ für Betriebe geben. Das könnte bis zum Verlust der Börsenotierung führen. Um das abzuwenden, müssten Firmen Frauenförderungspläne vorlegen, die Gehälter offenlegen, flexible Arbeitszeitmodelle, einen Betriebskindergarten, Vereinbarkeitsmodelle, Karrierepläne für Frauen oder auch die Weiterbildung in der Teilzeit anbieten.

Die Ministerin ist vom Erfolg des norwegischen Beispiels jedenfalls sehr angetan: „Die Sanktionierung erfolgt in Form von Strafen, die empfindlich hoch wären. Das wirkt.“ Die Strafe hätte sich nach der jeweiligen Unternehmensgröße zu richten. Vorstellbar wäre ein bestimmter Prozentsatz abhängig von Umsatz und Gewinn. Für die Umsetzung der Quote wäre aber eine Übergangsfrist von mehreren Jahren nötig, wie das auch in Spanien praktiziert wird.

Nur 8,7 Prozent Frauen in Aufsichtsräten

Dass die SPÖ ihre selbst festgesetzte Frauenquote von 40 Prozent im Parlament nicht erreicht – man liegt bei 37 Prozent –, macht die Ministerin „nicht glücklich“. Die Quote sollte zudem nicht nur im Parlament, sondern in allen Parteigremien, bis in die „Gemeindestube“ umgesetzt werden. Davon ist man aber weit entfernt.

Dass es für Frauen an der Spitze von Unternehmen noch selten Platz gibt, zeigten am Freitag zwei neue Studien. Die Arbeiterkammer Wien schaute sich die Führungsstruktur der österreichischen Unternehmen an. Laut der im Februar durchgeführten Studie ist nur jedes zwanzigste Vorstandsmitglied weiblich. Der Anteil jener Frauen, die in den Top-200-Unternehmen mit der Unternehmensführung betraut sind, hat sich mit 4,8 Prozent gegenüber 2008 (4,6Prozent) kaum verbessert. In den Aufsichtsräten reduzierte sich der Frauenanteil mit 8,7 Prozent sogar noch. 2008 lag er bei neun Prozent. AK-Präsident Herbert Tumpel fordert deshalb eine gesetzliche Frauenquote von 40 Prozent. Völlig ausgeschlossen von der Führungsetage sind Frauen laut AK bei den Unternehmen Austrian Airlines, bwin Interactive Entertainment, Flughafen Wien, Intercell, Mayr-Melnhof Karton, Palfinger, Raiffeisen International Bank-Holding, RHI, Schoeller Bleckmann, voestalpine und Zumtobel. Sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat vertreten sind Frauen hingegen bei der Erste Group Bank, beim Verbund und bei der Vienna Insurance Group.

Eine für Frauen ebenso wenig erfreuliche aktuelle Studie gibt es von Deloitte. Sie setzt sich mit dem österreichischen Finanzsektor auseinander. Demnach sind dort rund 55Prozent der Beschäftigten Frauen, jedoch nur knapp vier Prozent von ihnen sind Führungskräfte. Und die Frauen verdienen weit weniger als Männer mit gleicher Qualifikation. Besonders bei der wenig transparenten variablen Entlohnung ist die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern groß, so die Deloitte-Studie. Akademikerinnen im Finanzsektor verdienen im Schnitt 42.000, ihre männlichen Kollegen mit Studienabschluss erhalten jedoch 55.000Euro. Verantwortlich für die geringere Entlohnung von Frauen seien viele Gründe, darunter auch männlich orientierte Unternehmenskulturen, in denen Männer eher Männer fördern.Punkto schlechte Einkommen von Frauen wartete Freitag auch die Armutskonferenz mit einer negativen Zahl auf: Jede siebente Frau lebt in Österreich mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze (ca. 900 Euro). 234.000 sind von akuter Armut betroffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2009)

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