Pistorius: Staatsanwaltschaft legte Berufung ein

Wie angekündigt legte die Staatsanwaltschaft in Pretoria Berufung ein. Die Anklagebehörde gehe fest von einerTötungsabsicht aus.

Nach der Verurteilung des südafrikanischen Sprintstars Oscar Pistorius zu fünf Jahren Haft hat die Staatsanwaltschaft wie angekündigt Berufung eingelegt. Sowohl das Urteil als auch das Strafmaß werde angefochten, teilte die Anklagebehörde am Dienstag mit. Die Familie von Pistorius hatte die von der Staatsanwaltschaft angekündigte Berufung bereits akzeptiert.

Pistorius war am 21. Oktober wegen der tödlichen Schüsse auf seine Freundin Reeva Steenkamp zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Richterin Thokozile Masipa hatte den Angeklagten der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen. Die Staatsanwaltschaft erklärte daraufhin, in einem Berufungsverfahren anzustreben, dass Pistorius zumindest der Tötungsabsicht schuldig gesprochen wird.

28. August 2011. Dynamisch wuchtet sich der südafrikanische Sportler Oscar Pistorius aus der Startmaschine bei der Leichtathletik-WM in Südkorea am Bilder wie diese haben Pistorius zum Nationalhelden gemacht. (c) REUTERS (MAX ROSSI)

19. August 2013. Vom Helden-Bild ist wenig übrig. Nach den tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Stenkamp wird Pistorius festgenommen. Wegen Mordverdachts erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage. (c) APA/EPA/STR (STR)

Pistorius wurde am 22. November 1986 im südafrikanischen Sandton geboren. Durch einen Gendefekt kommt er ohne Wadenbeine und äußere Fußseiten auf die Welt. Im Alter von elf Monaten werden ihm beide Beine unterhalb der Knie amputiert. (c) EPA (DIEGO AZUBEL)

Er entscheidet zahlreiche paralympische Wettkämpfe für sich. 2004 gewinnt er Gold über 200 Meter und Bronze über 100 Meter. Pistorius will bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 teilnehmen. Nach längerer gerichtlicher Auseinandersetzung, wegen vermeintlicher Vorteile seiner Prothesen, bekommt er die Erlaubnis vom Leichtathletik-Verband, verpasst schließlich aber die sportliche Qualifikation. (c) REUTERS (ALESSANDRO GAROFALO)

2011 wird Pistorius zusammen mit Sprinter Jason Smyth als erster behinderter Sportler für eine Leichtathletik-WM nominiert. 2012 startet er als erster beinamputierter Sportler der Olympia-Geschichte bei den Spielen in London. Er wird mit der Staffel über 4 x 400 Meter Achter und kommt als Einzelstarter bis ins 400-Meter-Halbfinale. Im Bild: Pistorius' Reaktion nach einem vom kenianischen Läufer verursachten Sturz seines Teamkollegen beim Staffelbewerb. (c) REUTERS (DAVID GRAY)

Die sportlichen Erfolge sind seit der Nacht auf den 14. Februar 2013 in den Hintergrund gerückt. In dieser Nacht schießt Pistorius durch die verschlossene Badezimmertür auf seine Freundin Reeva Steenkamp. Pistorius beteuert, auf einen vermeintlichen Einbrecher geschossen zu haben. (c) APA/EPA/FRENNIE SHIVAMBU (FRENNIE SHIVAMBU)

Seitdem bringen die südafrikanischen Medien täglich neue Meldungen über den Fall. Von angeblichen Beziehungskrisen und cholerischen Charakterzügen Pistorius' reichen die Enthüllungen bis hin zu angeblich besuchten Porno-Seiten am Abend vor dem Mord. Ein wichtiges Inidiz der Verteidigung ist die Tatsache, dass Pistorius bei der Schussabgabe keine Prothesen getragen haben soll, was gegen einen geplanten Mord sprechen würde.Im Bild: Demonstranten fordern eine harte Strafe für Pistorius. (c) REUTERS (STRINGER)

Richterin Thokozile Matilda Masipa hat Oscar Pistorius am 12. September 2014 der fahrlässigen Tötung von Reeva Steenkamp für schuldig befunden. Am 21. Oktober folgte dann die Verkündung des Strafausmaßes: Fünf Jahre muss Pistorius ins Gefängnis. Drei Jahre Haft für illegalen Waffengebrach werden ihm erlassen.Am 20. Oktober 2015 wird Pistorius aus der Haft in Hausarrest entlassen. Nach südafrikanischem Recht kann eine Gefängnisstrafe nach Ableisten von einem Fünftel bei guter Führung in Hausarrest umgewandelt werden. Die Staatsanwalt fordert eine höhere Strafe. (c) APA/EPA/KIM LUDBROOK (KIM LUDBROOK)

Am 3. Dezember ist Pistorius im Berufungsverfahren wegen Mordes an Reeva Steenkamp verurteilt worden. Der Angeklagte habe mit "krimineller Absicht" gehandelt, urteilte das Gericht in Bloemfontein und verwies den Fall an die Vorinstanz zurück. Pistorius drohen nun mindestens 15 Jahren Haft. Damit wurde das vorherige Urteil, fünf Jahre Haft wegen fahrlässiger Tötung, aufgehoben. (c) APA/AFP/STEPHANE DE SAKUTIN (STEPHANE DE SAKUTIN)

Pistorius hatte Steenkamp in der Nacht auf den Valentinstag 2013 durch die geschlossene Toilettentür in seinem Haus in Pretoria erschossen. Er beteuert, hinter der Tür einen Einbrecher vermutet und in Panik geschossen zu haben. Richterin Masipa warf dem an den Unterschenkeln amputierten Ausnahmesportler vor, grob fahrlässig gehandelt zu haben. Den Mordvorwurf der Staatsanwaltschaft ließ sie dagegen fallen.

ZUR PERSON

Oscar Pistorius kommt im November 1986 durch einen Gendefekt ohne Wadenbeine und äußere Fußseiten auf die Welt. Im Alter von elf Monaten werden ihm beide Beine unterhalb der Knie amputiert. 2011 wird Pistorius als erster behinderter Sportler für eine Leichtathletik-WM nominiert. 2012 schafft er es als erster beinamputierter Sportler der Olympia-Geschichte bei den Spielen in London in das 400-Meter-Halbfinale.

(APA/AFP/Red.)