Mario Draghi sieht sich mit einer „Revolte“ konfrontiert – und der Ruf nach „QE“ wird immer lauter.
Frankfurt. Mario Draghi ist schwer unter Druck – wieder einmal. Und zwar an zwei Fronten. Einerseits wächst nach dem Ende von „Quantitative Easing“ in den USA die Hoffnung bei Banken und Staaten, dass jetzt der Zeitpunkt für die EZB gekommen sein könnte, selbst den Markt mit frischem Geld zu fluten – und auch Staatsanleihen zu kaufen. Verstärkt wird dieser Druck durch das unterdurchschnittliche Wachstum in der Eurozone und die wachsende Deflationsgefahr.
Sowohl die größte französische Bank, BNP Paribas, als auch der weltgrößte Anleiheninvestor, Pimco, zeigten sich am Mittwoch überzeugt, dass die EZB bald in den Markt für Staatsanleihen einsteigen müsse – vielleicht schon ab der kommenden Notenbanksitzung am Donnerstag. Die EZB könnte vor Jahresende mit dem Kauf von Staatsanleihen in Höhe von 400 Mrd. Euro beginnen, erwartet die französische Bank. Käufe würden gemäß dem Anteil jedes Landes am EZB-Kapital erfolgen, womit in großem Umfang deutsche Bundesanleihen erworben würden, so BNP Paribas.
Aber derartige Hoffnungen auf noch mehr billiges Geld aus der EZB sind bisher immer an den Regeln der Euro-Zentralbank gescheitert. Der Kauf von Staatsanleihen ist ihr eigentlich nicht erlaubt. Das soll die Staatsfinanzierung durch die Notenpresse verhindern.
Draghis zweite Front ist intern: Berichten zufolge sind einige nationale Notenbankchefs unzufrieden mit dem Führungsstil des Italieners, der Entscheidungen oft isoliert trifft – und planen eine „Revolte“ im Glaspalast der Zentralbank. (jil)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2014)