Das "Startschuljahr" soll zwar von Schule verantwortet werden, aber wo genau es stattfindet, sei noch offen, sagt die Industriellenvereinigung.
Nach einiger Kritik zum Vorstoß der Industrie, Kinder sollten mit fünf Jahren ihre Schullaufbahn beginnen, ist man nun um versöhnliche Töne bemüht. Nicht mit fünf, sondern weiterhin mit sechs Jahren soll für Kinder laut dem Reformkonzept der Industriellenvereinigung (IV) die Schule losgehen, präzisierte die IV am Donnerstag. Das "Startschuljahr" für Fünfjährige soll zwar inhaltlich von der Schule verantwortet werden, wo es stattfindet, sei aber noch offen.
Prinzipiell wolle man organisatorisch, personell und räumlich eine Verschränkung mit dem Kindergarten: Es solle ein fließender Übergang zwischen Kindergarten und Schule geschaffen werden. Ob das "Startschuljahr" an der Schule oder im Kindergarten stattfinden soll, stehe dabei noch nicht fest. Diese Frage sei erst in Arbeit.
Kindergartenpädagogik als Vorbild
Das IV-Bildungskonzept intendiere jedenfalls "auf keinen Fall eine Abwertung oder gar Bevormundung der elementaren Bildungseinrichtungen". Die St. Nikolausstiftung hat am Donnerstag betont, dass der Kindergarten "keine Vorstufe zum eigentlichen Lernen in der Schule" sei und forderte vielmehr, dass Schulen das elementarpädagogische Bildungskonzept mit seinem forschenden Lernen zum Vorbild zu nehmen und Kindergartenpädagogen im ersten Schuljahr mitunterrichten zu lassen.
ÖVP: "Vorschläge differenziert betrachten"
Neben dem "Startschuljahr" sieht das IV-Konzept u.a. eine ganztägige gemeinsame Schule für alle Kinder bis 14 Jahren vor, die mit einer mittleren Reifeprüfung abschließt. Für VP-Staatssekretär Harald Mahrer ist das Modell der IV "ein Konzept von mehreren, die in der letzten Zeit vorgestellt wurden", wie er betonte. Es werde - "wie viele andere" Konzepte auch - in die Debatte in der Bund-Länder-Gruppe zur Bildungsreform einfließen, einen schon vielfach geforderten radikalen Systemwechsel lehnt er mit Verweis auf das zum Teil über Jahrhunderte gewachsene Bildungssystem allerdings ab. Man könne ein neues Schulsystem nicht wie ein Haus auf die Grüne Wiese stellen, sondern müsse sich eine Reform eher wie eine Renovierung bei laufendem Betrieb im Haus vorstellen - "daher sind diese Vorschläge alle sehr differenziert zu betrachten", betonte er.
Aufgabe der Bund-Länder-Gruppe sei es nun zu überlegen, wie die Verantwortlichkeiten und budgetären Zuständigkeiten in Zukunft sein sollen. Die Verhandler sollen vermutlich noch vor Weihnachten zum ersten Mal tagen, bis zum Jahresende will die ÖVP ihre Ideen für eine Bildungsreform präsentieren. Wichtigste Herausforderung sind dabei aus Mahrers Sicht der Kindergarten und Deutschkenntnisse als wichtigste Voraussetzung, um in die Pflichtschule einzutreten.
(APA/Red.)