Regierungschef: Störfall in ukrainischem Atomkraftwerk

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Laut ukrainischem Energieminister gehe von dem Vorfall im Südosten des Landes keine Gefahr aus. Im Telefongespräch mit der „Presse“ versichert eine AKW-Sprecherin, dass "alles nach Plan laufe".

Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk hat am Mittwoch einen Störfall in einem Atomkraftwerk im Südosten der Ukraine gemeldet. Doch schon kurz darauf versuchte der Energieminister Wolodimir Demtschischin zu beruhigen: "Es gibt nichts Gefährliches. Es gibt keine Probleme mit den Reaktoren", sagte er am Mittwoch. Es bestehe daher auch keine Gefahr für die Umwelt. Allerdings ist die Stromversorgung stark beeinträchtigt. Berichten zufolge könnte es vermehrt zu "Blackouts" kommen. Bis Freitag würden die Probleme behoben werden, sagte Demtschischin.

Betroffen ist das Atomkraftwerk Saporischija in der Nähe der ukrainischen Stadt Enerhodar im Südosten des Landes, sagte Jazenjuk am Mittwoch in Kiew. Dieses liegt dreieinhalb Fahrtstunden vom Krisengebiet im Donbass entfernt. Nach einer Panne wurde der dritte Reaktorblock abgeschaltet. Der technische Defekt hat sich nach Angaben des Kraftwerksbetreibers bereits am 28. November ereignet.

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"Wissen nicht, wovon sie sprechen"

Auch eine Mitarbeiterin des Informationszentrums des AKW beruhigt indes im Telefongespräch mit der „Presse“. Der Block 3 des vier Blöcke umfassenden Atomkraftwerks sei „aus technischen Gründen“ am vergangenen Freitag abgeschaltet worden und werde in zwei Tagen, also am 5. Dezember, wieder ans Netz gehen.

Es gebe "keinen Unfall" und "keine radioaktive Strahlung", versicherte die Mitarbeiterin gegenüber der "Presse". Auf die Frage, warum dann die ukrainische Regierung von einem "Unfall im AKW" gemeldet habe, erklärte die Mitarbeiterin: "Offenbar wissen ein paar wichtige Leute nicht, wovon sie sprechen." Im AKW Saporischija laufe alles nach Plan.

Zuvor hatte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk von einem Unfall im AKW berichtet. In späteren Meldungen wurde das Wort "Unfall" allerdings nicht mehr gebraucht.

Größtes Kernkraftwerk Europas

Das AKW Saporischija befindet sich in der Stadt Enerhodar südlich von der Gebietshauptstadt Saporischija. Durch den Bau des Kernkraftwerkes Saporischija 1981 ist die Stadt Standort des größten Kernkraftwerks Europas, das 6.000 Megawatt leistet und der größte Arbeitgeber der Stadt ist.

Am 6. Mai 2004 geriet das Kernkraftwerk in die Schlagzeilen, als in einem nur 40 Kilometer entfernt befindlichem Waffendepot der Ukrainischen Armee, in dem Altbestände der Roten Armee gelagert wurden, ein Feuer ausbrach. Dieses war mehrere Tage außer Kontrolle, wobei Artilleriegeschosse und Panzerabwehrraketen unkontrolliert in alle Himmelsrichtungen flogen.

In der Ukraine war es im April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Atomkatastrophen weltweit gekommen.

(som/Reuters)

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