Mündliche Matura: Aufregung wegen Vorbereitungsstunden

Clemens Fabry
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Eltern, Lehrer und Schüler wehren sich gegen die Kürzung der Vorbereitungsstunden bei der Matura und starten eine Bürgerinitiative.

Eltern-, Lehrer und Schülervertreter wehren sich gegen die Kürzung der Vorbereitungsstunden bei der mündlichen Matura. Mit einer Bürgerinitiative wollen die Schulpartner nun das Parlament damit befassen, hieß es bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Für die ab 2015 an den AHS verpflichtende neue Reifeprüfung werden den Lehrern pro Arbeitsgruppe nur mehr vier Vorbereitungsstunden pro Prüfungsgebiet bezahlt. Bisher wurde dafür die Wochenstundenanzahl des jeweiligen Gegenstands in der achten Klasse mit vier multipliziert. In Nebenfächern (meist zwei Stunden pro Woche) wurden also meist bis zu acht Vorbereitungsstunden abgegolten, in Hauptfächern (meist drei bis vier Wochenstunden) bis zu zwölf oder 16.

Weitere Änderung: Bisher wurden die zwischen schriftlicher und mündlicher Reifeprüfung abgehaltenen Vorbereitungsstunden im Regelfall pro Klasse vom jeweiligen Lehrer gehalten. Künftig werden die Kandidaten eines Prüfungsfaches aller achten Klassen in einer Arbeitsgruppe zusammengefasst.

Streichung hat finanzielle Gründe

Gerade beim ersten Durchgang der neuen Reifeprüfung brauche es mehr Vorbereitung, forderte Bundesschulsprecher Lukas Faymann. Bei Verhandlungen mit dem Ministerium habe es auch schon Zusagen für eine Aufstockung gegeben, die aber dann widerrufen worden seien. Daher habe man eine Bürgerinitiative gestartet, die nach 48 Stunden schon 2500 Unterstützer verzeichne. Ab 500 Unterschriften muss eine solche im Petitionsausschuss des Nationalrats behandelt werden. Einen Boykott der Matura als weitere Maßnahme kann er sich aber nicht vorstellen.

Der Vorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin, ortete rein finanzielle Gründe für die Stundenkürzung. Mit der Einführung der verpflichtenden vorwissenschaftlichen Arbeit bei der neuen Matura, deren Betreuung den Lehrern finanziell abgegolten wird, seien Zusatzkosten entstanden. "Deshalb hat man jetzt kein Geld für Vorbereitungsstunden, weil die kosten ja auch was." Ursprünglich seien sogar gar keine Vorbereitungsstunden geplant gewesen.

Natürlich könne in den Vorbereitungsstunden nicht der ganze Stoff wiederholt werden und diese ersetzten auch nicht das Lernen, so Quin. Aber gerade beim Durcharbeiten konkreter Fragen merkten die Schüler oft, was sie nicht verstanden hätten: "Das kann dann geklärt werden. Je mehr Stunden es gibt, desto leichter." Das vom Ministerium immer wieder vorgebrachte Argument, dass ohnehin nie alle Vorbereitungsstunden ausgeschöpft worden wären, ärgerte Quin: "Natürlich wurden nie 100 Prozent gehalten. Wenn ein Lehrer einmal krank war, gab es eben elf statt zwölf Stunden. Ich behaupte aber, dass 99,8 Prozent der Stunden gehalten wurden."

Der Präsident des Bundesverbands der Elternvereine an den mittleren und höheren Schulen, Theodor Saverschel, ist nun gespannt, wie die Regierungsparteien auf den Protest reagieren.

(APA)

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