23 Personen wurden bei Durchsuchungen bei Zeitungen und Fernsehsender festgenommen. Der Streit zwischen Erdogan und Gülen eskaliert erneut.
In der Türkei ist die Polizei am Sonntag erneut massiv gegen Einrichtungen des in den USA lebenden islamistischen Geistlichen und Regierungskritikers Fethullah Gülen vorgegangen. Mit einem Großaufgebot durchsuchte die Polizei die Gülen nahestehende Zeitung "Zaman" und den Fernsehsender Samanyolu.
Der Direktor des Senders wurde in Istanbul verhaftet. Insgesamt wurden bei landesweiten Razzien nach Berichten des staatlichen Rundfunks 23 Personen festgenommen, darunter auch zwei frühere Polizeichefs, Drehbuchautoren und weitere Medienvertreter. Dem Bericht zufolge wurden insgesamt 32 Haftbefehle ausgestellt.
Gülen: Erdogan trieb Land in Isolation
Mit den Razzien eskaliert der Streit zwischen Gülen und Präsident Recep Tayyip Erdogan erneut. Gülen lebt seit 1997 in den USA im selbstgewählten Exil, nachdem die türkischen Behörden ihm islamistische Umtriebe vorhielten.
Erdogan, der Gülens Auslieferung beantragt hat, wirft den Anhängern seines einstigen Verbündeten in Polizei und Justiz unter anderem vor, Tausende Telefonate abgehört und die Aufnahmen als Teil eines inszenierten Korruptionsskandals gegen sich lanciert zu haben. Gülen weist die Vorwürfe zurück.
In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag warf Gülen seinerseits Erdogan vor, die Türkei in die internationale Isolation zu führen. Nach dem Ende der Militärdiktatur habe Erdogans AK-Partei das Land unter das "Joch einer Partei" gezwungen, sagte Gülen. Die Türkei erlebe eine Polarisierung, die auch zum Ansehensverlust im Ausland führe. Gülen unterhält weltweit zahlreiche Unternehmen und Schulen, die weltlich ausgerichtet sind.
(APA/Reuters)