Irgendetwas läuft da gehörig schief.
Die Islamische Glaubensgemeinschaft signalisierte Zustimmung zum neuen Islamgesetz. Tatsächlich hat vor allem ein – einsamer – Vertreter der Muslime auf Beamtenebene das Gesetz verhandelt, das unter anderem verbietet, Imame und Religionsunterricht aus dem Ausland zu finanzieren. Danach gingen mehrere islamische Organisationen, die während der Verhandlungen offenbar nicht über deren Verlauf informiert wurden, erbost auf Distanz zum neuen Gesetz.
Plötzlich unterschreibt sogar der Chef der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac, eine Aussendung, wonach das Vorgehen der Bundesregierung „weder der in Österreich üblichen politischen Kultur einer modernen Demokratie“ entspreche, „noch mit einem Mindestmaß an Respekt gegenüber den vom Gesetz Betroffenen“ vereinbar sei.
Wie bitte? Die eingebundene Islamische Glaubensgemeinschaft lässt also den Respekt gegenüber der Islamischen Glaubensgemeinschaft vermissen? Sie distanziert sich von sich selbst? Entweder leidet der harmoniebereite und kluge Fuat Sanac unter der in der Politik verbreiteten Amnesie. Oder er hat die Führung seiner Organisation nicht im Griff und ist in dieser sensiblen Situation überfordert. Beides wäre beim – gewählten – weltlichen Führer der zweitgrößten Glaubensgemeinschaft des Landes ein ernsthaftes Problem. Das Sanac lösen muss. Mit sich.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2014)