Stefan Kraft – die Landung im Glück

Stefan Kraft, Gewinner des Auftaktspringens in Oberstdorf
Stefan Kraft, Gewinner des Auftaktspringens in OberstdorfGEPA (Florioan Ertl)
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63. Vierschanzentournee. Mit dem Doppelsieg der Zimmerkollegen Stefan Kraft und Michael Hayböck setzt sich die ÖSV-Siegesserie beim Schanzen-Klassiker fort. „Eine unfassbare Premiere!“

Oberstdorf. Die Vierschanzentournee bleibt eine österreichische Angelegenheit. Thomas Diethart, Gregor Schlierenzauer (2 Mal), Thomas Morgenstern, Andi Kofler und Wolfgang Loitzl gewannen den Schanzen-Klassiker in den vergangenen sechs Jahren – nun spülte es zum Auftakt der 63. Auflage einen Premierensieger ins Scheinwerferlicht. Beim Auftakt in Oberstdorf schlug dem Pongauer Stefan Kraft, 21, die Stunde. Er siegte mit Sprüngen auf 136,5 und 129 Meter – es ist sein erster Weltcupsieg, zugleich der dritte Tournee-Tagessieg des ÖSV in Serie, der 61. insgesamt seit 1953 und Salzburgs erster nach Reinhard Schwarzenberger (1996).

„Wie geil ist das denn?“, fragte Kraft und blickte um sich. Sein Zimmerkollege Michael Hayböck, 23, war sofort zur Stelle, umarmte den Freund im Zielauslauf. Sie demonstrierten, was für andere ÖSV-Adler zuletzt undenkbar gewesen wäre: sie freuten sich in aller Öffentlichkeit für- und miteinander. Hayböck hat nicht gewonnen, er wurde Zweiter – ist aber neuer Weltcupleader. „Wahnsinn, super“ – mehr war inmitten der grölenden Menge nicht zu vernehmen.

Hayböck wurde mit 6,9 Punkten Rückstand Zweiter. Der Dritte, der Slowene Peter Prevc, hat bereits acht Punkte Rückstand und angesichts des Sturzes von Simon Ammann, dem Rückfall von Gregor Schlierenzauer (17.) oder des 17-Zähler-Abstandes des sensationell nach der Verletzungspause aufgetauchten Doppel-Olympiasiegers Kamil Stoch (4.) ist nicht ausgeschlossen, dass Österreich der siebente Streich in Folge gelingt. Die Flugroute ist weit, als zweite Station folgt das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen am Donnerstag (14 Uhr).

Im Vorjahr noch Letzter!

Für Stefan Kraft ging jedenfalls ein Traum in Erfüllung. Ein Springen zu gewinnen, ja, das sei wohl nur noch eine Frage der Zeit (zuletzt einmal Zweiter, einmal Dritter) gewesen. Doch just beim Tournee-Start, trotz erneut starken Schneefalls im grellsten Rampenlicht zu siegen, sei unbeschreiblich. 2012 gab er in Bischofshofen sein Weltcup-Debüt. Im Vorjahr stapfte er hier in Oberstdorf als 50. und Letzter still, leise und schwer geknickt aus der Arena. Er sagt: „Dass es mich jetzt genau hier als Sieger ausspuckt, ist natürlich super. Darauf habe ich doch nur gewartet.“ Es ähnelt einem Drehbuch . . .

Wie es nun weiter gehe, der Pongauer hielt sich bedeckt. Erwartungen, Prognosen – all das sei wie der Wetterbericht, also großen Schwankungen unterlegen. „Lasst die Burschen doch den Erfolg genießen“, warf später Cheftrainer Heinz Kuttin in die Runde. „Schauen wir, was uns noch gelingt.“ Der Kärntner wirkte selbst erleichtert, der Druck ist gewichen, nun hat er zwei Saisonsiege, den ersten bei der Tournee und der Kurs Richtung Gesamtsieg stimmte optimistisch. „Ach, das ist noch so weit“, blockte er alle dahingehenden Fragen ab. „Ich haben den Buben vertraut, mich freut's, dass die Jungen zugeschlagen haben. Nehmen wir den Aufwind mit.“ Mit diesem Sieg war jedenfalls all die Skepsis, die Fragerei nach der Vergangenheit, das Wehklagen über Rücktritte und Abschiede vergessen. Womöglich war es der Start einer neuen Epoche?

Vierschanzentournee Oberstdorf
1. Stefan Kraft (AUT) 291,9 (136,5/129 Meter)
2. Michael Hayböck (AUT) 285 (137,5/132,5)
3. Peter Prevc (SLO) 283,9 (139,5/125,5)

Weiters, 4. Stoch (POL) 274,9 5. Kofler (AUT) 274,8 (135,5/126) 6. Fannemel (NOR) 270,7 7. Koudelka (CZE) 265,3 8. Kasai (JPN) 264,3 9. Ito (JPN) 262,5 17. Schlierenzauer 247,5 27. Diethart 222,3.

Tournee-Wertung mit Ergebnis ident.

Weltcup: Hayböck (513) vor Fannemel (512).

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