Moskaus Gegengewicht zur Europäischen Union tritt in Kraft. Mit der Eurasische Wirtschaftsunion entsteht ein Wirtschaftsraum, in dem 170 Mio. Menschen leben.
Wien. Trotz der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahren hat Russland gemeinsam mit den beiden Ex-Sowjetrepubliken Weißrussland und Kasachstan die Eurasische Wirtschaftsunion aus dem Boden gestampft. Der Vertrag, mit dem ein Gegengewicht zur Europäischen Union gebildet werden soll, trat am Donnerstag in Kraft. Mit der Organisation entsteht ein gemeinsamer Wirtschaftsraum, in dem 170 Millionen Menschen leben.
Die Union mit Institutionen in den Hauptstädten der Mitgliedsländer soll den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskräften ermöglichen. Schon bisher waren die drei Staaten durch eine Zollunion zusammengeschweißt.
Russland hätte auch die Ukraine gerne in der Union gesehen, weil mit ihr der Binnenmarkt um weitere 45 Mio. Einwohner vergrößert worden wäre. Nicht zuletzt wegen dieses Vorhabens war es zu Verstimmungen mit dem Westen und auch innerhalb der Ukraine, die in ihrer geopolitischen Ausrichtung innerlich gespalten ist, gekommen.
Indes ist ein Beitritt der Kaukasusrepublik Armenien bereits ratifiziert und soll an diesem Freitag in Kraft treten. Für die zentralasiatische Republik Kirgisistan ist ein Beitritt am 1. Mai geplant.
Der Westen wirft Russland vor, mit dem Bündnis ehemaliger Sowjetrepubliken unter Führung Moskaus die UdSSR wiederaufbauen zu wollen – was der Kreml zurückweist. Präsident Wladimir Putin sieht in der Union eine Antwort auf die Ausdehnung der EU in Osteuropa. Die Gründungsmitglieder hatten den Vertrag im Mai 2014 unterschrieben. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2015)