Die Belegschaft von Opel ist bereit, auf bereits vereinbarte Lohnerhöhungen sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld zu verzichten. Dafür muss der GM aber Minderheits-Aktionär werden.
Im Ringen um das Überleben des angeschlagenen Autobauers Opel sind die Beschäftigten zu Zugeständnissen beim Lohn bereit. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen werden sie aber nicht akzeptieren, wie der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz nach einer Betriebsversammlung mit 9.000 Mitarbeitern am Freitag in Rüsselsheim betonte.
Die Mitarbeiter sind nach den Angaben bereit, über den Verzicht auf Umsetzung der Tarifrunde 2009 zu verhandeln, bei der ein Plus von 4,2 Prozent vereinbart wurde. Ferner könne über die Streichung von Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie über Kurzarbeit oder Absenkung der Arbeitszeit gesprochen werden, betonte Franz. Lohnsenkungen lehnten die Arbeitnehmer aber ab: "Wir bekommen bei unserer Miete und bei unseren Nebenkosten keinen Rabatt, nur weil wir bei Opel arbeiten. Von daher muss mindestens sichergestellt sein, dass das monatliche Einkommen gleichbleibt."
Opel muss eigenständig werden
Die 25.000 Opel-Mitarbeiter in Deutschland haben ihr Angebot an die Bedingung geknüpft, dass eine eigenständige europäische Opel AG mit Sitz in Rüsselsheim mit Zugang zu allen globalen Märkten gegründet wird. Bisher werden Opel-Fahrzeuge in wichtigen Märkten Asiens oder Südamerikas unter dem Namen anderer Marken aus dem US-Mutterkonzern General Motors (GM) verkauft. Die Belegschaft sieht das als echte Behinderung.
Nach dem Willen der Beschäftigten darf GM an dem neuen Unternehmen nur noch eine Minderheitsbeteiligung haben. Zudem müssten sich alle Regierungen der Länder mit Opel-Standorten an der Firma beteiligen. Franz betonte, dass das Management von Opel und GM Europa bei der Betriebsversammlung das Motto ausgegeben habe: "Wir wollen wachsen, wir wollen nach vorne, wir wollen das Unternehmen nicht klein schrumpfen." Management, Arbeitnehmer und die Interessensvertretung ziehen also an einem Strang, betonte der Betriebsratschef.
Sperrminorität für Belegschaft
Franz unterstrich zudem erneut den Plan der Beschäftigten, gemeinsam mit den Händlern mehr als 25 Prozent an der neuen Gesellschaft halten zu wollen. "Wir wollen eine Sperrminorität haben, um hiermit auf zukünftige Unternehmenspolitik Einfluss nehmen zu können."
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende forderte die US-Regierung auf, ihre Pläne zur Zukunft des Autobauers rasch offenzulegen. Es sei jetzt am US-Finanzministerium, eine klare Aussage zu machen, ob es akzeptiert, dass GM die europäischen Fabriken und Verkaufsorganisationen auf die künftige Adam Opel AG übertrage. Erst dann könne die deutsche Politik sehen, dass das Unternehmen abgeschottet ist und kein Geld in die USA abfließen kann. Die Bundesregierung hatte ihre Hilfe für Opel an mehrere Bedingungen geknüpft. Unter anderem müsse sichergestellt sein, dass deutsche Steuergelder in Deutschland bleiben.
(Ag./Red.)