Nach Problemen im Baustellensommer 2014 reformiert die Stadt die Organisation und Koordination der jährlich 14.000 Wiener Baustellen.
„Wir haben den Schluss gezogen, dass einiges zu reformieren ist.“ Mit diesen Worten kündigte Bürgermeister Michael Häupl am Mittwoch eine völlige Neuaufstellung des Wiener Baustellen-Managements an. Konkret sollen Baustellen künftig effektiver und schneller abgewickelt, das Krisenmanagement verbessert und die Bevölkerung umfangreicher über Baustellen und Ausweichrouten informiert werden.
Konkret werden ab dem Frühjahr sämtliche Bauvorhaben, die den Wiener Straßenraum betreffen (das sind jährlich etwa 14.000 Baustellen), bereits im Vorfeld auf ihre Auswirkungen auf das gesamte Wiener Verkehrsnetz untersucht. Aufgrund dieser Analyse werden die Baustellen koordiniert. Also entschieden, wann wer wo bauen darf (bisher wurden viele Verkehrsanalysen bei regionalen Bauprojekten nur auf lokaler Ebene durchgeführt). Dazu kommt: Nicht nur die Baustellen der Stadt Wien (Magistratsabteilungen, Wiener Linien etc.) werden untereinander abgestimmt, sondern auch kleine Baustellen von Asfinag, ÖBB und privaten Firmen.
Mehr Informationen für Autofahrer, Anrainer
Der zweite Pfeiler des neuen Baustellenmanagements ist eine verbesserte, umfangreichere Kommunikation. Autofahrer und Anrainer sollen also rechtzeitig wissen, wann es wo warum staut und welche Ausweichrouten existieren. Dafür soll direkt vor Ort (z. B. mit Plakaten) informiert werden.
Nebenbei wird es für jede Baustelle eine eigene Ansprechperson geben. Die Fäden dafür laufen künftig bei Peter Lenz, Ex-Leiter der MA 46 (Verkehrsorganisation), zusammen. Er hat das Verkehrskonzept des Spitals Nord konzipiert und soll nun als Baustellenkoordinator einen Gesamtüberblick über alle Engstellen im Wiener Straßennetz besitzen. Und entsprechend kommunizieren.
Lenz soll auch Polizei, Umlandgemeinden und Autofahrerklubs enger einbinden als es bisher der Fall war.
Um Baustellen schneller über die Bühne zu bringen, werden Firmen, die fahrlässig Verzögerungen verursachen, ab sofort härter bestraft. Bisher hätte man oft aus Kulanzgründen nicht jede kleine Verzögerung geahndet, so Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou. Ab sofort werde die Stadt hier „viel strenger sein“, kündigte sie an.
Probleme im Baustellensommer 2014
Auslöser dieser Reform war der Sommer 2014. Damals brach durch großflächige Bauarbeiten in der Westeinfahrt der Verkehr tagelang mehrfach zusammen - auf einer der wichtigsten Einfahrtsrouten der Stadt ging im Frühverkehr nichts mehr. Ein Aufstand der Autofahrer war die Folge, Vorwürfe wegen chaotischer, unkoordinierter Planungen wurden laut. Der freiheitliche Volksanwalt Peter Fichtenbauer leitete ein Ermittlungsverfahren der Volksanwaltschaft ein, die Polizei musste sogar einmal ausrücken, um eine Baustelle zu schließen, weil diese für ein totales Verkehrschaos gesorgt hatte. Und auch die Sanierung der Gürtelbrücke schaffte es mit einschlägigen Schlagzeilen in die Medien.
(stu)