Conwert: Ein Großaktionär probt den Aufstand

(c) Michaela Bruckberger
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Die Investmentfirma Petrus Advisers ist mit dem Management der Immobiliengesellschaft Conwert unzufrieden. Deren Vorstand will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen.

Wien. Bei der börsenotierten Immobiliengesellschaft Conwert gehen derzeit die Wogen hoch. Denn Großaktionär Petrus Advisers hat dem Vorstand des Unternehmens in einem offenen Brief Missmanagement vorgeworfen. Bei Conwert ließ man dies freilich nicht auf sich sitzen und setzte am Montag alles daran, die Anschuldigungen in einer fünfseitigen Aussendung zurückzuweisen.

Petrus Advisers zählt neben der Haselsteiner Familien-Privatstiftung von Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner (24,4 Prozent) mit 6,7 Prozent zu den größten Einzelaktionären. Dessen Fondsmanager Klaus Umek zeigt sich mit der Unternehmensentwicklung der Conwert höchst unzufrieden. Nicht zuletzt, weil die Aktienperformance laut Umek für die Dauer von drei Jahren um 45 Prozent unter dem europäischen Immobilien-Aktienindex liege.

Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger kann die Kritik teils nachvollziehen. So besitze die Conwert zwar ein gutes Immobilienportefeuille, sei seit Jahren aber nicht in der Lage, „zufriedenstellende Ergebnisse für Aktionäre zu liefern“. Das Grundsatzunbehagen könne er, Rasinger, unterschreiben. „Umek will einfach, dass sich etwas bewegt“, so Rasinger. Und manches, das er anspreche, sei nicht von der Hand zu weisen. Etwa dass ein Unternehmen seine Kosten verringern oder seinen Leerstand abbauen solle, wie Umek das von der Conwert gefordert hat. Das Management kontert in seinem Brief, den Leerstand gegenüber 2010 um 30 Prozent abgebaut zu haben. Zugleich stiegen die Vermietungserlöse um rund ein Drittel. Per Ende September standen 10,4 Prozent der Conwert-Immobilien leer, ein Jahr zuvor waren es noch knapp zwölf Prozent.

Zuletzt rote Zahlen

Ein Branchenkenner, der nicht genannt werden will, ist der Ansicht, dass das Unternehmen ein paar Baustellen habe, die angegangen werden müssten. Wie schnell hier Änderungen eintreten könnten, sei aber fraglich. Vor allem im Bereich der Gewerbeimmobilien sei es nicht so einfach, Liegenschaften zu verkaufen, vor allem wenn sie sich in schlechteren Lagen befinden würden. Im Bereich der Wohnimmobilien könne man den Leerstand hingegen durch gezielte Investitionen in den Griff bekommen.

Im vergangenen Jahr hatten Analysten in der „Presse“ die Conwert gegenüber anderen Firmen als weniger profitabel bezeichnet. Beim Unternehmen selbst fiel nach neun Monaten ein Verlust von 19,9 Mio. Euro an. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres stand hingegen ein Plus von knapp 25 Mio. Euro zu Buche. Ausschlagend für die roten Zahlen war ein Minus von rund 103 Mio. Euro beim Finanzergebnis. Die Jahreszahlen werden am 23. März veröffentlicht.

Das ist freilich noch nicht alles. Umek kritisiert in dem offenen Brief auch, dass die Conwert im Vergleich zu anderen Firmen die höchsten Finanzierungskosten ausweise. Der Investor fordert daher die „sofortige Eliminierung aller Anleihen“. Das Conwert-Management weist aber darauf hin, dass der Rückkauf der Unternehmensanleihe vor Ende der Laufzeit derzeit unattraktiv sei, da diese über ihrem Nominalwert notiert.

Auch bei Flughafen rebellisch

Petrus Advisers ist jedenfalls der Ansicht, dass das Verhalten des Managements die Investoren abschrecke. Conwert-Vorstand Clemens Schneider wiederum beziffert die Umsetzung der von Petrus erhobenen Forderungen mit einer notwendigen Liquidität von bis zu 436 Mio. Euro. Auch die Prüfung rechtlicher Schritte behält man sich bei dem Unternehmen vor.

Petrus Advisers ist im April 2010 bei Conwert eingestiegen, abgeschlossen wurde die Transaktion dann im Juli. Damit gingen die Anteile der Conwert-Unternehmensgründer Günter Kerbler und Johann Kowar an den Finanzinvestor über. Conwert notiert seit 2002 an der Wiener Börse. Die Aktie kostet rund 9,9 Euro und stand 2007 bei über 17 Euro.

Petrus Advisers fällt nicht zum ersten Mal als unzufriedener Aktionär auf. Schon im Vorjahr hatte der Investor das Übernahmeangebot an den Flughafen Wien als zu niedrig bezeichnet. Das Angebot wurde schließlich nachgebessert. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2015)

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