Deutscher Immobilienkonzern will conwert schlucken

(c) Michaela Bruckberger
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Deutsche Wohnen bietet 11,50 je Aktie. Der Preis löst bei Aktionären Verwunderung aus: "Das muss ein Fehler sein".

Die Deutsche Wohnen will den börsennotierten österreichischen Immobilienkonzern conwert schlucken. Der deutsche Wohnimmobilienkonzern bietet 11,50 Euro je Aktie in bar. Der Deal komme nur zustande, wenn mindestens 50 Prozent plus eine Aktie angeboten werden. "Conwert steht nach schwierigen Jahren vor großen Herausforderungen. Wir wollen ein starker Partner sein und das Unternehmen operativ und finanziell neu aufstellen", sagte Michael Zahn, Vorstandsvorsitzender von Deutsche Wohnen. Deutschlands zweitgrößter Wohnimmobilienkonzern will damit für die Übernahme bis zu 1,15 Milliarden Euro hinblätter und laut Finanzchef Andreas Segal "klar die unternehmerische Führung übernehmen".

Deutsche Wohnen und conwert kämen gemeinsam auf 175.000 Wohneinheiten, davon 98 Prozent in Deutschland. Gemeinsam hätten die Deutschen und die Österreicher ein Immobilienvermögen von 11,8 Milliarden Euro.

"Perle hinter verschmutzter Auslagenscheibe"

Conwert-Miteigentümer Klaus Umek übte vor kurzem öffentlich scharfe Kritik am Management. In einem aktuellen Interview mit der "Presse" bezeichnete er die Firma als eine "Perle hinter einer verschmutzten Auslagenscheibe". Seine Mutter habe 15,30 Euro für eine Aktie bezahlt, heute stehe man bei zirka 11 Euro. Der Höchstkurs lag bei 18 Euro. "Ich gehe davon aus, dass das wieder erreichbar ist, wenn die Missstände beendet werden."

Auf "Presse"-Nachfrage zeigte sich Umek, der mit seiner Investmentgesellschaft Petrus Advisers 6,7 Prozent der Anteile an conwert hält, am Montag erfreut über das Übernahmeangebot. Den Preis könne er aber nicht nachvollziehen. "Ich habe das Gefühl, dass da ein Fehler passiert sein muss". Der Preis müsse weit über dem Angebot liegen und sei auf Basis eines falschen Buchwerts zustande gekommen: "Wir kämpfen gerade einen Kampf um den echten Buchwert", so Umek.

Proschofsky: "In keiner Weise ein fairer Wert"

Auch für den Investor Alexander Proschofsky ist der Preis zu tief. "Der von Deutsche Wohnen gebotene Preis von 11,50 Euro/Aktie entspricht in keiner Weise dem fairen Wert und berücksichtigt weder die erheblichen Bewertungsreserven noch eine strategische Prämie", schrieb Proschofsky.

Grundsätzlich, so schreibt der kritische Investor, stehe seine Firma Cube Invest dem Einstieg eines professionellen und fachkundigen Immobilieninvestors positiv gegenüber. Proschofsky hat das Management des Konzerns immer wieder mit heftiger Kritik eingedeckt. So auch heute: Mangelnde Immobilienfachkenntnis und ein inakzeptabler Umgang mit Aktionärsrechten durch den kontrollierenden Aktionär Haselsteiner und die von ihm entsandten Entscheidungsträger hätten dem Unternehmen in den letzten Jahren viel Potenzial gekostet. 2014 war es dem Investor nicht gelungen, in den Verwaltungsrat der conwert zu kommen. Damit beschäftigt er die Gerichte, es läuft eine Anfechtungsklage.

Deutsche Wohnen ist schon seit Jahren auf Einkaufstour und will bei den Österreichern "klar die unternehmerische Führung übernehmen", so Finanzvorstand Segal. Es sei notwendig, die conwert einer Restrukturierung zu unterziehen - das koste Geld. Aus eigener Kraft, so die Bieter, könnte sich conwert nicht restrukturieren. Insofern sei der Preis von 11,50 je Aktie, den man den conwert-Aktionären bietet, ein fairer Preis. Es sei richtig, dass der Buchwert höher sei. Aber man müsse auch die Restrukturierung einpreisen, verteidigte sich der Finanzchef der Deutschen Wohnen gegen entsprechende Kritik. Die 11,50 Euro seien "weit über dem, was conwert in den letzten Jahren als Aktienkurs gesehen hat", so Segal.

Aktie legte stark zu

Die Aktien der conwert legten am Montag nach dem Übernahmeangebot deutlich zu. Knapp nach 9.50 Uhr schnellten die Papiere um 9,39 Prozent auf 12,00 Euro nach oben. Zuvor waren sie vom Handel ausgesetzt gewesen.

Auf einen Blick

Die Deutsche Wohnen wurde 1998 von der Deutschen Bank gegründet und ging ein Jahrt später an die Börse, seit 2006 ist es eine unabhängige börsennotierte Aktiengesellschaft. Dem Konzern gehören mehr als 89.500 Wohneinheiten.

Die österreichische conwert besitzt heute schon 25.000 Wohneinheiten oder 90 Prozent des Bestandes in Deutschland. Etwa die Hälfte des Gesamtbestandes liegt in den Kerngebieten der Deutsche Wohnen ("Core+- und Core-Regionen Berlin, Potsdam, Dresden, Wien und Leipzig").

(APA/sk)

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