Deutsche Wohnen will Conwert

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Deutsche Gesellschaft bietet 11,50 Euro je Conwert-Aktie. So teuer war das Papier seit vier Jahren nicht mehr. Einige Aktionäre kritisieren aber, dass der Preis unter dem Buchwert liege.

Wien. Übernahmepläne haben den Aktienkurs der Conwert am Montag fast auf ein Vierjahreshoch getrieben. Die Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen AG, die 150.000 Wohneinheiten in Deutschland hält, will das österreichische Unternehmen, das 25.000 Wohneinheiten in Deutschland und sowie weitere Wohn- und Gewerbeimmobilien in Österreich hat, mehrheitlich übernehmen. Das Unternehmen bietet 11,50 Euro je Aktie, allerdings nur dann, wenn man die Mehrheit der 82 Millionen Aktien erhält. Die Angebotsunterlage wird voraussichtlich in der zweiten März-Hälfte veröffentlicht.

Haselsteiner verkauft Großteil

Insgesamt ist die Deutsche-Wohnen-Offerte für die Conwert (inklusive der Übernahme zweier Wandelanleihen) 1,15 Milliarden Euro schwer. Die Deutsche Wohnen will die Übernahme über eine Kapitalerhöhung finanzieren. 26 Prozent der Papiere hat sich Deutsche Wohnen bereits gesichert. Unter anderem will der ehemalige Chef des Baukonzerns Strabag, Hans Peter Haselsteiner, 19 Prozent verkaufen und seinen Anteil damit auf fünf Prozent verringern.

Der Markt reagierte begeistert, die Conwert-Aktie schoss am Montag zeitweise um mehr als zehn Prozent auf über zwölf Euro hoch. Einige Aktionäre dürften darauf hoffen, dass die Deutsche Wohnen ihr Angebot noch nachbessert. Aktionär Alexander Proschofsky, der über seine Firma Cube Invest zuletzt rund 1,5 Prozent der Anteile gehalten hatte, teilte mit, dass der gebotene Preis „in keiner Weise dem fairen Wert“ entspreche. Auch der Investor Petrus Advisers, der über 6,7 Prozent hält, kann mit der Offerte wenig anfangen. „Ich verstehe das Angebot nicht, beim Preis muss ein Fehler unterlaufen sein“, sagte Fondsmanager Klaus Umek.

Tatsächlich liegt der Nettovermögenswert (Vermögen abzüglich Schulden) der Conwert mit mehr als 15 Euro pro Aktie deutlich über dem Kurs, das ist aber bei österreichischen Immobiliengesellschaften nicht ungewöhnlich.

„Die Investoren sind eben nicht bereit, den Buchwert zu zahlen, deswegen ist der Kurs genau dort, wo er ist“, sagte Michael Zahn, Chef der Deutsche Wohnen AG. Er glaubt daher nicht, dass er das Angebot nachbessern muss. Die Conwert habe jahrelang „wahllos zugekauft“ und wenig auf Mietrendite und Leerstand geachtet. Bei einem Preis von 11,50 Euro je Aktie wären die Immobilien der Conwert mit einer Bruttorendite von drei Prozent bewertet. Von der Eco Business– die Conwert hat die auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Gesellschaft vor einigen Jahren übernommen– wolle man sich trennen, da man die Qualität nicht sehe, sagte Zahn.

Die Wohnungen der Conwert befinden sich vor allem in Berlin, Potsdam, Dresden, Leipzig und Nordrhein-Westfalen. Das sei eine gute Ergänzung zum Deutsche-Wohnen-Bestand, erklärte Berenberg-Analyst Kai Klose. Er hofft, dass der Konzern bald auch die erwarteten Synergieeffekte preisgibt.

Aktie auf Vierjahreshoch

Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger will den Conwert-Aktionären keine klare Empfehlung geben, ob sie das Angebot der Deutsche Wohnen annehmen sollen. In den vergangenen Jahren seien bei der Conwert die ständigen Schwierigkeiten wie negative Nachrichten, Streitereien und häufige Managementwechsel „nicht vertrauensbildend“ gewesen. „Der Abschlag zum inneren Wert ist damit begründet“, meinte Rasinger.

So teuer wie am gestrigen Montag war die Conwert-Aktie zuletzt Anfang 2011. Im Jahr 2007 musste man für eine Conwert-Aktie zeitweise mehr als 18 Euro hinlegen, nach dem Absturz infolge der Finanzkrise kostete das Papier weniger als drei Euro. (ag./b.l.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2015)

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