Doping: Verhafteter Apotheker muss vor Kammer-Disziplinarrat

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Der Beschuldigte, der im Zuge der jüngsten Affäre festgenommen wurde, dürfte seine Berechtigung für den Apothekenbetrieb verlieren. Die Präsidentin der Wiener Kammer ärgert sich über das "schwarze Schaf".

Dem im Zuge des jüngsten Doping-Skandals rund um Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer und Radprofi K. verhafteten Apotheker aus Wien drohen abseits strafrechtlicher Konsequenzen auch Sanktionen der Apothekerkammer. Der Beschuldigte muss sich vor einem dreiköpfigen Disziplinarrat verantworten und dürfte seine Berechtigung für den Apothekenbetrieb verlieren. "Wenn sich der schwerwiegende Verdacht bestätigt, dann wird das wohl so sein", sagte Ilona-Elisabeth Leitner, Präsidentin der Wiener Apothekerkammer, am Dienstag. Dies wäre die schwerwiegendste Konsequenz.

"Wir arbeiten den ganzen Tag, damit die Leute gesundbleiben und dann kommt ein schwarzes Schaf und bringt uns in Misskredit", ärgerte sich Leitner. "Gerade bei diesen Präparaten geht es um Schwerkranke, die diese Medikamente dringend brauchen." Die blutbildenden Mittel seien für Krebskranke oder Patienten nach Transplantationen gedacht - "Menschen, denen man nach allen Regeln der Kunst helfen muss" . Der Missbrauch sei daher klar zu verurteilen.

"Unser Disziplinarrat wird sich diesem Fall zuwenden", betonte die Kammerpräsidentin. Wer eine Apotheke eröffnen wolle, müsse zuvor seine Unbescholtenheit mittels Leumundszeugnis nachweisen. Bei Vorwürfen gegen einen Apotheker werde der Disziplinarrat eingeschalten. Vorsitzender des dreiköpfigen Gremiums sei ein Jurist, an seiner Seite sitzen ein angestellter sowie ein selbstständiger Apotheker. "Es wird einmal das Ermittlungsergebnis der Kriminalisten abgewartet, damit man weiß, worum es genau geht", erklärte Leitner die weitere Vorgehensweise. "Wir von der Standesvertretung gehen damit sehr sorgsam um."

EPO-Packung kostet über 1000 Euro

EPO-Präparate sind laut der Präsidentin sehr teuer: sechs Verabreichungsdosen kosten mehr als 1000 Euro. Ein privater Bezug ohne Finanzierung durch die Kasse oder eine Versicherung sei daher äußerst selten. Da es sich um kein freiverkäufliches Arzneimittel handle, dürften die Präparate ohne entsprechende medizinische Anordnung nicht verkauft werden, erklärte Leitner. "Normalerweise ist es so, dass jemand mit einer Spitalverschreibung oder einer Verschreibung eines öffentlich niedergelassenen Arztes in die Apotheke kommt."

Wenn ein Pharmazeut mehr EPO-Präparate beziehe als der Durchschnitt, sei dies nicht ungewöhnlich, betonte Leitner. "Das fällt nicht auf." Grund dafür sei oft die Betreuung mehrere Krebspatienten durch einen Apotheker, beispielsweise wegen einer unmittelbaren Nähe zu einem Spital. "Wir sind bestrebt, so viele Kontrollen durchzuführen wie möglich", so die Kammerpräsidentin. Überprüfungen, wem genau ein Arzneimittelspezialist Medikament verkaufe, seien allerdings unmöglich.

Eine Orientierungshilfe für Pharmazeuten sind sogenannte Verbotslisten, auf denen bestimmte Mittel samt Dosen, die nicht einfach so abgegeben werden dürften, angeführt sind. Eine Rolle spielen laut Leitner auch verdächtige Arzneistoff-Kombinationen, die man nicht verkaufen soll. Beim Missbrauch von Medikamenten für Doping, würden "gewünschte" Nebenwirkungen gezielt ausgenutzt, erklärte sie. Auch im aktuellen Fall wurde EPO gemeinsam mit anderen Wirkstoffen kombiniert. Welche Mittel dazu im Einzelfall herangezogen würden, könne man nicht verallgemeinern, sondern es komme auf Sportart und Athlet an, betonte Leitner. Wichtig sei dabei auch die Frage des angestrebten Effektes wie mehr Atemluft oder Muskelkraft.

(APA)

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