Zwei liberale Geistliche in Saudiarabien entlassen. Beide galten konservativen Saudis als Feindbild.
Riad. Der neue saudische König Salman (79) hat mit seinen ersten Amtshandlungen Spekulationen genährt, er könnte sein Amt konservativer anlegen als sein Vorgänger Abdullah.
Salmans verstorbener Halbbruder hatte in der Monarchie mit der besonders strengen Auslegung des Islam zarte Reformen gewagt. Der neue König bediente dagegen zunächst die Traditionalisten, indem er zwei als relativ liberal geltende Geistliche aus ihren öffentlichen Ämtern entließ: In der Vorwoche musste der Chef der Religionspolizei, Abuldatif Al al-Sheikh, abtreten. Außerdem wurde Justizminister Mohammed al-Issa entlassen. Beide galten konservativen Saudis als Feindbild.
König schüttet Geld aus
Noch ist unklar, ob die Entlassungen nur ein Vorgeschmack auf Salmans künftigen Kurs sind. Der neue Monarch kann aber nicht ganz auf Distanz zu den Reformen seines Bruders gehen. Die saudische Privatwirtschaft braucht etwa dringend weibliche Arbeitskräfte. Unter Abdullah wurde es Frauen daher erlaubt, etwa als Kassierinnen zu arbeiten. Auto fahren dürfen sie aber weiterhin nicht.
Salman gab sich zu Beginn seiner Herrschaft übrigens auch gleich spendabel: 20 Millionen Dollar an Sonderzahlungen hat er den Bürgern zugesichert. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2015)