Vergoldete Fenninger: "Oben zu stehen ist immer besonders"

Anna Fenninger
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Anna Fenninger sorgte mit dem Super-G-Sieg für den perfekten WM-Auftakt. Die Salzburgerin fühlt sich nun "bereit für mehr".

Am Morgen vor ihrem WM-Goldlauf in Beaver Creek war Anna Fenninger nur schwer aus dem Bett gekommen. Am Abend eines langen, aufregenden und anstrengenden Tages wollte die Salzburgerin als neue Super-G-Weltmeisterin möglichst bald dorthin zurück. Denn die Geparden-Schützerin ist keine große Party-Tigerin. Und die wahre Bedeutung dieses Sieges, so Fenninger, werde erst viel später klar werden.

Für den ÖSV und die rot-weiß-rote WM-Stimmung in Vail war Fenningers Sieg gleich im ersten Rennen freilich Gold wert. Nach der abendlichen Medaillenfeier wurde die 25-Jährige im Haus Ski Austria geehrt und mit einer Torte beschenkt. Mit auf dem Bild dabei ihre große Salzburger Landsfrau Annemarie Moser-Pröll. Ein Name, an dem Fenninger einst fast zerbrochen wäre.

Zur "neuen Pröll" war die blutjunge Fenninger nach ihren 2006 und 2008 insgesamt vier eroberten Junioren-WM-Titeln ausgerufen worden. Auch im Europacup fuhr sie stark, im Weltcup kam die Adneterin aber lange nie wirklich an. 2010 kam dann der Tiefpunkt bei Olympia in Vancouver. "Da habe ich gemerkt, ich muss etwas ändern und zwar schleunigst." Heute weiß sie: "Man muss immer die Entscheidungen für sich selbst treffen. Es war eine sehr lehrreiche Zeit."

Die Spitze längst erklommen

Seitdem geht es auch fast nur noch aufwärts. 2011 kam das Sensations-Kombi-Gold bei der Garmisch-WM. Kurz vor dem Jahresende auch endlich der erste Weltcupsieg im Riesentorlauf. Die WM 2013 brachte zwar "nur" Bronze in ihrer Parade-Disziplin, ein Jahr später wurde sie aber Olympiasiegerin im Super-G, Weltcup-Gesamtsiegerin und nun in dieser Disziplin auch Weltmeisterin. Die mittlerweile zweifache Sportlerin des Jahres fühlt sich endgültig angekommen.

Und zwar menschlich wie sportlich. "In Schladming etwa war ich noch extrem nervös und nach den dauernden Verschiebung im Super-G komplett fertig, als es endlich los ging", erinnerte sie sich. In Colorado blieb sie trotz der Verschiebung und der Sturmböen cool.

Und das, obwohl sie alles andere als in Rennlaune gewesen war. "Nach dem Aufstehen war ich müde und gar nicht in Stimmung für ein Rennen", gestand sie. "Also habe ich versucht Energie zu sparen, indem ich ruhig bleibe. Und meine ganze Energie dann in diese zwei Minuten zu stecken, auf denen es drauf an kommt. Und dann ist es gleich richtig voll abgegangen. Ich musste kämpfen, um in den Toren zu bleiben. Das war ein gutes Zeichen."

Fenninger: "Olympiasieg steht über allem"

2011 war Fenninger in Garmisch fast aus dem Nichts Kombi-Weltmeisterin geworden und hatte danach klare Worte über ihr Verhältnis zum ÖSV gefunden. 2015 hielt sie in Beaver Creek als regierende Olympiasieger erstmals auch als Favoritin dem Druck stand. "Der Olympiasieg steht von der Wertigkeit her über allem. Aber es ist schwieriger, auf einem Level zu bleiben, als dorthin zu kommen. Dieser Titel bestätigt, dass ich das geschafft habe", beschrieb Fenninger das wohl auffälligste Merkmal ihrer Entwicklung.

Auf der Piste lässt sich Fenninger heute kaum noch außer Tritt bringen. Auch nicht am Dienstag vom Wind im WM-Super-G. "Wenn man gewinnt, ist es sicher leichter, darüber hinweg zu sehen. Es war natürlich Wahnsinn, dass das Rennen wegen der Fairness überhaupt gefahren wurde", gab sie zu. "Aber man braucht Glück und übers Jahr gleicht sich das auch", sagte die Sportlerin, die auf zahllose knappe zweite Plätze verwies.

Neben ihrem Vertrauenstrainer Meinhard Tatschl ist auch Freund Manuel Veith ein Grund für Fenningers positive Weiterentwicklung. Der ehemalige Snowboarder war 2014 in Sotschi dabei gewesen und ist weiter ihr Fels in der Brandung. "Wir haben uns vor dem Rennen nicht gesehen und deshalb ausgemacht, dass er unten im Ziel wartet und ich möglichst schnell bei ihm bin", erzählte Fenninger lachend.

Keine Eintracht mit dem ÖSV

Manuel war auch am Abend bei der Feier an ihrer Seite. Dabei war nicht zu übersehen, dass sich an Fenningers Verhältnis zum Skiverband nichts Entscheidendes verändert hat. "Ich sage oft meine Meinung und die wird nicht immer von allen geteilt", lautete ihre Erklärung. "Der Verband hat Vor- und Nachteile und man muss eine Balance finden", erklärte die Sportlerin, deren Manager gerade einen neuen, attraktiveren Vertrag verhandelt.

Fenninger ist bereit, dem Weg zu folgen. "Für gewisse Sachen muss man eben kämpfen. Wenn ich es mir immer leicht machen würde, wäre ich nicht da, wo ich heute bin." Dass sich viele in ihrem Erfolg nun sonnen? "Gibt es natürlich auch. Aber ich nehme es als Profi hin", erklärte Fenninger, aus dieser Spannung auch Energie ziehen zu können.

Mit Abfahrt, Kombination und Riesentorlauf bekommt sie in Colorado nun drei weitere Medaillen-Chancen. "Die Bedeutung dieses Super-G-Sieges ist noch sehr weit weg. Aber dass die Leistung da war, ist sehr beruhigend für die nächsten Rennen", gab sie sich zuversichtlich. "Ich bin bereit für mehr." Das galt aber nicht für den Mittwoch. Da war war Decke über den Kopf angesagt. Fenninger: "Ich bin froh, wenn ich mal liegen bleiben kann."

(APA)

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