Der Papst löst Kontroverse über Prügelstrafe aus.
Wien/Rom. In offenherziger Art outete sich der Papst jüngst gegenüber behinderten Schülern als digitaler Analphabet. Da ahnte er noch nicht, dass sich im Internet ein Shitstorm über ihm zusammenziehen sollte. „Ganz so modern ist der Papst doch nicht“, lautete eine milde Reaktion auf die Kontroverse, die eine Nebenbemerkung von Franziskus ausgelöst hatte.
„Ich muss meine Kinder manchmal ein bisschen hauen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen“, zitierte der Papst einen Vater, und fügte hinzu: „Wie schön.“ Bei einer Audienz im Vatikan betonte er die väterliche Präsenz: „Er kennt den Sinn der Würde, er muss bestrafen. Er macht es aber gerecht.“ Papst-Sprecher Federico Lombardi beeilte sich, die Worte seines Chefs zurechtzurücken.
Im Stil eines Volkspredigers
Lombardi und die PR-Maschinerie des Vatikan kommen kaum nach mit dem Tempo der Wortmeldungen des leutseligen und volkstümlichen Franziskus. Im Stil eines Volkspredigers, der dem Volk aufs Maul schaut, wie die literarische Figur Don Camillo oder Papst Johannes XXIII. und ganz anders als sein Vorgänger Benedikt XVI., bringt er Sentenzen unters Kirchenvolk.
Mal liest er der Kurie die Leviten, um den „geistlichen Alzheimer“ anzuprangern, mal verteilt er Regenschirme und Schlafsäcke unter Obdachlosen. Mit der Camorra in Süditalien legte er sich an wie mit Präsidentin Kirchner in Argentinien. Er bat Schimon Peres und Mahmoud Abbas zum Pfingstgebet in den Vatikan, er forciert eine Seligsprechung des ermordeten Erzbischofs Oscar Romero.
Binnen Kurzem wirbelt er zum dritten Mal Staub auf. Erst scherzte er: Wer seine Mutter beleidige, müsse mit einem Faustschlag rechnen. Danach sorgte er auf dem Rückflug von den Philippinen für eine hitzige Debatte, als er den Katholiken riet, sich nicht wie „Karnickel“ zu vermehren. Was wird er sich für seine Rede im US-Kongress, der ersten eines Papstes, im September wohl ausdenken? (vier)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2015)