Berlinale: Karl Markovics und Ulrike Beimpold treffen Gott

INTERVIEW MIT 'SUPERWELT'-REGISSEUR MARKOVICS UND HAUPTDARSTELLERIN BEIMPOLD
INTERVIEW MIT 'SUPERWELT'-REGISSEUR MARKOVICS UND HAUPTDARSTELLERIN BEIMPOLDAPA/GEORG HOCHMUTH
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Heute präsentiert Karl Markovics in Berlin seinen zweiten Film: "Superwelt". Für Ulrike Beimpold "die richtige Rolle zur richtigen Zeit".

Mit einer alltäglichen Szene hat es begonnen: "Eine Supermarktkassierin, die beim Reinigen ihres Förderbands ins Leere schaut", erzählt Karl Markovics. Aus der Frage, woran sie wohl gerade denke, wurde Markovics’ zweites Regiewerk "Superwelt", ein Kinodrama über eine Frau, die plötzlich Gott begegnet. Heute Abend feiert der Film seine Weltpremiere im Berlinale-Forum.

Schon Markovics Regie-Debüt "Atmen" - ein Film über einen jungen Häftling, der resozialisiert werden soll - war ähnlich entstanden. "Meine Geschichten haben alle so einen initialen Reiz", sagt der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor. "Sie sind in irgendeiner Form in mir drinnen, aber brauchen dann ein Bild, an dem sie kondensieren."

"Superwelt" eröffnet am 12. 3. die Diagonale

Während "Atmen" 2011 in Cannes uraufgeführt wurde, ist der Wiener mit seinem neuen Film nun zur Berlinale eingeladen. "Es hilft natürlich sehr, wenn man über ein großes Festival Starthilfe bekommt. Das sind keine Filme, keine Themen, die von alleine laufen", ist Markovics überzeugt. "Superwelt" eröffnet am 12. März auch die Diagonale.

In "Superwelt" spielt Ulrike Beimpold ihre erste Kinohauptrolle. "Es ist für mich die richtige Rolle zur richtigen Zeit, eine Figur, die man sich als Schauspielerin wünscht, erhofft und erträumt", freut sich Beimpold. Als Kassierin Gabi Kovanda spielt sich ihr Leben zwischen Supermarkt und Reihenhaussiedlung ab, bis es durch eine Gottesbegegnung auf den Kopf gestellt wird. Sie habe diese Frau "ab dem ersten Moment lieb gewonnen", so Beimpold. Die Konfrontation mit Gott sei "etwas, das mit ihr geschieht, nicht etwas, das sie initiiert".

Gott spricht nur in Gabis Kopf

Dass die Stimme Gottes in Gabis Kopf bleibt, war für Markovics eine bewusste Entscheidung. "Jede Überlegung, die Stimme hörbar zu machen, heißt ja auch, mir zu überlegen, was die sagt. Das sprengt jeden Vorstellungsrahmen - schon allein deshalb: Wenn es Gott gibt, dann gibt es den für jedes Lebewesen auf seine ganz bestimmte Weise. Der Gott, der zu Gabi spricht, könnte für niemand anderen auf diese Art verständlich sein."

Markovics selbst hat im katholischen Österreich als Protestant "keinen schweren Knacks" aus dem Religionsunterricht davongetragen. "Es ist ein Unterschied, ob man mit Priestern, mit ehelosen Gestalten als Religionslehrern zu tun hat, oder mit im Leben stehenden, protestantischen Familienvätern, die auch den Gottesdienst halten", so Markovics. "Den strafenden Gott habe ich in meiner Kindheit nicht abbekommen, ein Kirchengeher bin ich aber dennoch nicht geblieben." Dass das Thema in Zeiten religiös motivierten Terrorismus "natürlich nicht unbeabsichtigt eine aktuelle Dimension" erhält, sei ihm klar. "Beim Schreiben habe ich mir das aber nicht überlegt."

Hoffen auf 100.000 Zuschauer

30.000 Kinobesucher hatte sich Markovics für "Atmen" erhofft - mehr als dreimal so viele kamen. "Wenn wir diesmal über 100.000 bekommen würden, wäre das ganz großartig", sagt er nun. "Kino für einen kleinen elitären Kreis beschränkt zu sehen, käme mir als Arbeiterkind grotesk vor." Als ebensolches sozialisiert, ist Markovics von der angedachten Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Kinotickets, Bücher, Theater- und Konzertkarten entsetzt. "Da anzusetzen ist das Blödeste, Kurzsichtigste, Schrecklichste, was man sich überhaupt vorstellen kann", meint er. "Treiben wir die Leute wirklich in einen faschistischen Ständestaat hinein? Diese Erfahrung haben wir schon gehabt."

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(APA)

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