Zentralmatura-Panne: Erste Köpfe rollen

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Die Leitung des Projektteams wird ausgetauscht. Das Ressort prüft rechtliche Schritte gegen die verantwortliche Firma.

Der Ton seitens des Ministeriums hat sich geändert, was die jüngste Panne bei der Zantralmatura betrifft. Am Mittwoch war man noch weit entfernt von einer Entschuldigung und verwies auf die "großen Datenmengen", die Schuld daran seien, dass Schüler ihre Arbeiten nicht wie verlangt hochladen könnten - keinesfalls aber die vom Bildungsministerium betriebene Plattform.

Nun zeigt Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) nicht nur "vollstes Verständnis für die Verunsicherung der Schülerinnen und Schüler". Es rollen auch erste Köpfe. Das verantwortliche Projektteam werde mit zusätzlichem Personal verstärkt und bekomme eine neue Leitung, hieß es in einer Aussendung am Donnerstag.
Juristische Schritte werden geprüftSie habe bereits eine "genaue Untersuchung der Angelegenheit eingeleitet", so die Ministerin. Die mit der Abwicklung beauftragte Linzer Firma sei angewiesen worden, sofort alle technischen Möglichkeiten auszuschöpfen. "Es darf keinerlei Verzögerung mehr geben. Wir haben im Vorfeld bereits Server-Stresstests verlangt und auch auf die zu erwartende Menge hingewiesen. Die Firma hat uns sowohl Kapazität als auch reibungslosen Ablauf vertraglich zugesichert." Man prüfe juristische Schritte.
Rund um die vorhandenen Landeskoordinatoren zur Reifeprüfung würden in den Bundesländern Informationsteams aufgebaut, "um die direkte Kommunikation mit SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen direkter zu gestalten und besser zu gewährleisten", hieß es weiters. Die Ministeriums-Juristen prüfen, ob die Verträge korrekt eingehalten wurden."Arbeiten werden normal benotet"

Die Ministerin betonte, dass die Benotung trotz der Serverprobleme beim Hochladen der vorwissenschaftlichen Arbeiten (VWA) sichergestellt sei. "Für jede einzelne Schülerin und jeden einzelnen Schüler tut es mir wirklich leid, dass sie in einer solche Stresssituation auch noch mit technischen Problemen zu kämpfen haben", meinte die Ministerin, die "selbst auch sehr verärgert" sei.

Es bestehe aber in jedem Fall die Möglichkeit, die Arbeit zweifach ausgedruckt inklusive elektronischer Version (E-Mail, USB-Stick etc.)an der Schule abzugeben. "Alle Arbeiten, die in der Schule so eingelangt sind, werden ganz normal benotet werden", so die Ministerin. Bei dringenden Fragen könnten sich Schüler und Schülerinnen, sowie Eltern unter der Telefonnummer 0664/851 30 49 informieren.

Derzeit haben laut Heinisch-Hosek knapp 4800 Maturanten ihre VWA hochgeladen, das ist etwas mehr als die Hälfte der für diese Woche erwarteten Arbeiten. Zum Vergleich: Am Mittwoch Abend waren es noch knapp 3000. In Wien und Niederösterreich endet morgen, Freitag, die Abgabefrist für die vorwissenschaftlichen Arbeiten. Die anderen Bundesländer folgen entsprechend ihrer Semesterferien-Staffelung. 

Auch Lehrer hatten keinen Zugriff

Verärgert über die Probleme beim Hochladen der Arbeiten sind auch die AHS-Lehrer. "Das war völlig unnötig und hat zu enormer Unruhe geführt", meinte Lehrergewerkschafter Eckehard Quin. Kleine Probleme seien unvermeidlich - eine Überlastung des Servers dürfe aber nicht passieren.

Anders als vom Bildungsministerium zunächst kommuniziert hätten nicht nur Schüler, die zu große Datenmengen auf die Genehmigungs-Datenbank des Ministeriums hochladen wollten, Probleme gehabt, zeigen zahlreiche Mails von Lehrern und Direktoren. Auch die Pädagogen selbst hatten Dienstag und Mittwoch keinen Zugriff. Zum Teil sei nicht einmal die Seite erreichbar gewesen.

Plagiats-Check über Online-Plattform

Andere Lehrer scheiterten dann beim Einloggen in die Datenbank, weitere beim Abrufen der Plagiatsscan-Ergebnisse der VWA. Die Plagiatsüberprüfung ist auch der Hauptgrund, warum die Arbeiten hochgeladen werden müssen. Damit die Schulen die nötige Software nicht selbst organisieren müssen, läuft der Plagiats-Check über die Online-Plattform. Die Lehrer erhalten dann die Ergebnisse und lassen diese Resultate in ihre Beschreibung der Arbeit einfließen.

Parallel zur Abgabe der fertigen Arbeiten läuft derzeit auch die Einreichung der VWA-Themen für die Maturanten des kommenden Jahres. Auch sie müssen diese auf der gleichen Online-Plattform hochladen. Bisher haben 6100 Schüler der siebenten Klasse dies bereits geschafft.

(APA/Red.)

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