Ein privilegiertes Zeichen der Fröhlichkeit

Weitblick auf den Wiener Opernball 2015
Weitblick auf den Wiener Opernball 2015APA (GEORG HOCHMUTH)
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Wien. Operndirektor Dominique Meyer lud auf seinem 5. Opernball zum „Intendantentreffen“. Desirée Treichl-Stürgkh beschwor die Freude in schwierigen Zeiten – unterstützt von Sängern und Staatsopernballett.

Sie sei, sagte Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh, durchaus gefragt worden, „warum man einen Opernball macht, wenn es links und rechts kracht.“ Und ja, „wir wissen, dass wir privilegiert sind. Aber ich glaube, wir sind dazu da, um Freude zu bereiten und dieses Haus zu repräsentieren und Fröhlichkeit nach draußen zu schicken.“

Und so saßen wohl viele wieder vor dem Fernseher, strömten 5150 Besucher bei Preisen von 250 Euro (für die Karte) bis 18.500 (für die Loge) ins Zentrum dieser Fröhlichkeit, die Staatsoper. Und fröhlich war sie, die Eröffnung des 59. Opernballs – vor allem dank des Balletts: Evelyn Téri ließ die Eleven zu Schostakowitsch getanzten Einblick in den Ausbildungsalltag nehmen – Trainingsstange inklusive.

Aus ist's mit der Liebe

Und auch die „Großen“ glänzten zu „Aus ist's mit der Liebe“ aus der „Csardasfürstin“ nicht nur mit ihren Kostümen, sondern auch mit Humor. Es habe „so etwas Schmunzelndes“, meinte Organisatorin Treichl-Stürgkh. „Der Opernball ist im Fasching. Die Leute sollen lachen und sollen fröhlich sein. Man soll sie ablenken von all den Sorgen um sie herum.“ Das habe die Eröffnung geschafft, „ohne kitschig zu sein.“ Vielleicht, möchte man sagen, hätte man dazu auch noch auf die Sisi beim getanzten „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß Sohn verzichten können. . .

Gesanglich bestritten die Eröffnung unter Dirigent Ingo Metzmacher der spanische Bariton Carlos Alvarez, aber mit Olga Bezsmertna und Aida Garifullina auch zwei junge Sängerinnen des Ensembles. Ganz im Sinn von Staatsoperndirektor Dominique Meyer, der seinen 5. Opernball verzeichnete.

Eva Wagner und Heinz Fischer

Sein Resümee zu den Veränderungen? Man habe, sagte er, neben technischen Änderungen „künstlerisch wirklich einen Akzent gesetzt. Auf die Sequenz Balletschule, Ballettsolisten, Wiener Philharmoniker, Staatsopernorchester, die jetzt regelmäßig hier auftreten. Und ich denke, vor allem die Idee, dass es ein Künstlerball sein muss, ist jetzt sehr verankert.“ Zumindest für Meyer selbst ist der Ball wohl wirklich ein Künstlertreff, freilich wie alles hier, nicht ohne Netzwerkgedanken. Diesmal hatte der Direktor gleich mehrere Intendanten eingeladen: Wagner-Urenkelin Eva Wagner-Pasquier von den Bayreuther Festspielen, dazu Thierry Fouquet, Direktor der Opera National de Bordeaux, und Serge Dorny von der Opera de Lyon waren angesagt. „Wir kennen uns alle, die Oper ist eine kleine Welt“, meinte Meyer.

Eine kleine Welt ist auch die österreichische Politik, die recht geschlossen auftreten wollte. Bundespräsident Heinz Fischer – er war ohne seine Frau Margit gekommen, die sich krankheitsbedingt entschuldigen lassen musste – hatte statt eines internationalen Staatsgastes Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) an seine Seite geladen. Die SPÖ vertraten auch Infrastrukturminister Alois Stöger und Kulturminister Josef Ostermayer.
Vizekanzler und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner hatte gleich mehrere Gäste mit: Gemeinsam mit seinem Staatssekretär Harald Mahrer bat er etwa den stellvertretenden Premier von Liechtenstein, Thomas Zwiefelhofer, zum Ball, außerdem (in seiner Funktion als Wissenschaftsminister) die Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität, Sonja Hammerschmid, und Genetiker Josef Penninger. VP-Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hatte seine niederländische Amtskollegin Sharon Dijksma eingeladen, VP-Justizminister Wolfgang Brandstetter sein kroatisches Pendant Orsat Miljenic.

Unter den internationalen Gästen waren aber auch Überraschungen: Supermodel Naomi Campell (sie kam als Begleitung von Kathrin Glock, der Gattin von Waffenproduzenten Gaston Glock) etwa wurde abseits der Kameras über den Seiteneingang in die Oper geleitet. Und auch die italienische Schauspielerin Elisabetta Canalis mied den roten Teppich. Dort ließ sich dafür Österreichs Polit-Prominenz ablichten: Finanzminister Hans-Jörg Schelling etwa, oder Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Nur VP-Außenminister Sebastian Kurz und Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) ließen sich arbeitsbedingt entschuldigen.

Auch VP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner entschied sich wie in den vergangenen Jahren dafür, publikumswirksam die Polizisten vor der Oper zu besuchen. Sie tanzt dafür heute, Freitag: Im Rathaus, beim Ball der Wiener Polizei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2015)

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