Ferguson: Polizeichef nach Rassismusvorwürfen zurückgetreten

James Knowles
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Auslöser für den Rücktritt dürfte die Kritik des Justizministeriums sein. Darin ist von rassistischer Diskriminierung die Rede.

Nach massiven Vorwürfen wegen rassistischer Diskriminierung von Afro-Amerikanern wirft der umstrittene Polizeichef der US-Stadt Ferguson (Missouri) das Handtuch. Polizeichef Thomas Jackson werde sein Amt am 19. März abgeben, sagte Bürgermeister James Knowles am Dienstag. Der Schritt sei eine "gemeinsame Entscheidung" der Polizei und der Stadt.

Jackson war bereits nach den Todesschüssen auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown im Sommer 2014 ins Visier der Kritik geraten. Die Schüsse des weißen Polizisten auf den unbewaffneten Teenager lösten damals landesweite Empörung und Unruhen in Ferguson aus. Wegen massiver Gewalt, mit der die Polizei gegen die Demonstranten vorging, wurde Jackson zusätzlich kritisiert. Einen Rücktritt lehnte er aber stets ab. Jackson war fünf Jahre im Amt.

Auslöser seiner Entscheidung dürften daher eher die jüngste Kritik des Justizministeriums sein: In einem ausführlichen Bericht hielt das Ministerium der Polizei weit verbreitete rassistische Diskriminierung vor. Polizisten gingen häufig mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen Schwarze vor, hielten diese ohne ersichtlichen Grund an und verfolgten sie wegen Bagatelldelikten.

Häufiger Geldstrafen

Außerdem würden Schwarze besonders übermäßig häufig mit Geldstrafen belegt - mit dem Ziel, die Kassen der Stadt aufzufüllen. Justizminister Eric Holder stellte den Bericht vor einer Woche persönlich vor und sprach von einer "schwer vergifteten Atmosphäre" in der Stadt. Sein Fazit: Das Verhältnis der Polizei zu den Menschen in Ferguson sei "von tiefem Misstrauen und Feindschaft" geprägt.

"Mit Trauer gebe ich meinen Rücktritt bekannt", so Polizeichef Jackson in einem Brief, den die Zeitung "St Louis Post-Dispatch" am Mittwoch veröffentlichte. Auch der Verwaltungschef von Ferguson, John Shaw, werde sein Amt abgeben, berichtete die Zeitung. Als "City Manager" war Shaw weitgehend für die Finanzen verantwortlich - und damit auch für den Missbrauch von Geldstrafen. Auch ein Richter und Polizeioffiziere hätten bereits ihren Rücktritt eingereicht, hieß es. Bürgermeister James Knowles konnte sich bisher im Amt halten, er hat tiefgreifende Reformen zugesagt - für seine 21.000-Einwohner-Stadt, in der zwei Drittel schwarz sind.

Ob die Stadt durch diese Rücktritte allerdings tatsächlich zur Ruhe kommt, ist unklar. Kritiker fordern, dass die gesamte Polizei des Vorortes von St Louis aufgelöst werden solle. Die Behörde solle von der Polizeidirektion in St. Louis übernommen werden, die bereits die Polizeiämter auch anderer Vororte mit verwalte.

(APA/dpa/AFP)

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