Kurz vor den Schüssen auf die Polizisten bei einer Demonstration war der Polizeichef von Ferguson zurückgetreten. Er will sein Amt am 19. März abgeben.
Ferguson kommt nicht zur Ruhe: Nach dem Rücktritt des wegen Rassismus-Vorwürfen in die Kritik geratenen Polizeichefs der US-Stadt Ferguson sind Mittwochabend bei einer Demonstration zwei Polizisten angeschossen worden. Das berichteten die US-Medien am Donnerstagmorgen übereinstimmend. Am Abend waren etwa 150 Demonstranten vor die Polizeizentrale gezogen, um den Rücktritt von Polizeichef Thomas Jackson zu feiern.
Sie trafen dort auf Polizisten in Kampfausrüstung, die das Gebäude abgeriegelt hatten. Es fielen Schüsse. Zwei Polizisten wurden schwer verletzt, schweben aber nicht in Lebensgefahr. Ein 44-jähriger Polizist sei an der Schulter und sein 32-jähriger Kollege im Gesicht getroffen worden, sagte der Polizeichef des Bezirks St. Louis, Colonel Jon Belmar, während einer Pressekonferenz am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit).
Belmars Angaben zufolge wurden mindestens drei Schüsse abgefeuert, als sich die Demonstration gerade auflöste. "Die Polizisten standen da und wurden angeschossen - einfach nur, weil sie Polizisten waren", sagte Belmar. Wer die Schüsse abgab, war zunächst unklar.
Am Mittwochabend waren zwischen 70 und 150 Demonstranten vor die Polizeizentrale gezogen, um den Rücktritt von Polizeichef Thomas Jackson zu feiern. Sie trafen dort auf Polizisten in Kampfausrüstung, die das Gebäude abgeriegelt hatten. Die Schüsse fielen kurz nach Mitternacht (Ortszeit), als die Demonstration sich auflöste und einige Menschen sich schon auf den Heimweg machten.Der Fernsehsender CNN zeigte unscharfe Videobilder, auf denen Demonstranten wegrennen, als Schüsse zu hören sind. Polizisten gehen mit gezogenen Waffen am Boden in Deckung. Laut Augenzeugen fielen die Schüsse nicht aus der Menge, sondern von der gegenüberliegenden Straßenseite, wie der Fernsehsender CNN berichtete.
Polizeichef unter Kritik
Kurz zuvor war Polizeichef Thomas Jackson zurückgetreten. Mit seinem Rücktritt reagierte er auf massive Vorwürfe wegen rassistischer Diskriminierung von Afro-Amerikanern. Er will sein Amt am 19. März abgeben.
Der Polizeichef war nach den Todesschüssen auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown im Sommer 2014 schwer in die Kritik geraten. Die Schüsse des weißen Polizisten auf den unbewaffneten Teenager lösten damals schwere Unruhen und eine landesweite Debatte über Polizeigewalt und Rassismus aus.
Das US-Justizministerium hat der Polizei von Ferguson in einem kürzlich veröffentlichten Bericht weitverbreitete rassistische Diskriminierung vorgehalten. Polizisten gingen häufig mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen Schwarze vor, hielten diese ohne ersichtlichen Grund an und verfolgten sie wegen Bagatelldelikten. Außerdem würden Schwarze übermäßig häufig mit Geldstrafen belegt - mit dem Ziel, die Kassen der Stadt aufzufüllen.
Seit den Unruhen vom vergangenen Sommer haben in Ferguson bereits mehrere Verantwortliche in der Stadt ihre Ämter abgegeben, darunter zuletzt der Verwaltungschef. Demonstranten forderten am Mittwochabend, dass auch Bürgermeister James Knowles seinen Hut nimmt. Kritiker fordern zudem, dass die gesamte Polizei des Vorortes von St Louis aufgelöst wird. Die Behörde solle von der Polizeidirektion in St. Louis übernommen werden, die bereits die Polizeiämter auch anderer Vororte mit verwalte.
(APA/Reuters/dpa)