Neue Misshandlungsvorwürfe gegen Wiener Polizei

Ein 43-Jähriger soll von Beamten der Polizei-Inspektion Lassallestraße "einschlägig behandelt worden" sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits.

Von einem weiteren Misshandlungsvorwurf gegen die Wiener Polizei hat der Grüne Abgeordnete Peter Pilz am Donnerstag im Innenausschuss des Nationalrates berichtet. Demnach sei im Jänner ein Mann von Beamten der Polizei-Inspektion Lassallestraße "einschlägig behandelt worden", schrieb Pilz auf Facebook. Nächste Woche beginnt der Prozess gegen den 43-Jährigen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.

Anzeige gegen die Polizei habe der Mann aus Angst jedoch keine erstattet, sagte Pilz zur APA. Am 19. Jänner sei der 43-Jährige "Zeuge einer einschlägigen Amtshandlung am Praterstern" gewesen, erklärte der Abgeordnete. Auf der Polizeiinspektion Lassallestraße soll es dann zur Misshandlung gekommen sein. "Seine Schilderung wird durch seine Psychotherapeutin gestützt, die dazu gekommen ist, als er bereits in der Arrestzelle war", sagte Pilz. Der 43-Jährige habe Hämatome am ganzen Körper aufgewiesen.

Vorgehen "widerspricht jeder Logik"

Nach Angaben des Abgeordneten sei die Psychotherapeutin dann mit ihrem Patienten zum praktischen Arzt gegangen, der sofort eine Krankenhauseinweisung veranlasste. Dort sei unter anderem ein Riss des Trommelfells festgestellt worden. Am 25. März steht der 43-Jährige vor Gericht. Einen Tag nach dieser Verhandlung habe er einen Termin beim medizinischen Sachverständigen. "Das widerspricht jeder Logik", sagte Pilz.

Mittlerweile wurde der Fall an das Referat für besondere Ermittlungen weitergeleitet worden. Die Staatsanwaltschaft Wien sei in den Fall eingebunden worden und habe die Ermittlungen übernommen. "Wir nehmen diesen Fall genauso ernst, wie jeden anderen im Raum stehenden Misshandlungsvorwurf", hieß es vonseiten der Polizei.

Ermittlungen nach Eisenstadt verlegt

Im Fall einer 47-jährigen Wienerin, die zu Silvester in Wien festgenommen wurde und Misshandlungs-Vorwürfe gegen die Polizei erhoben hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft Eisenstadt (StA) gegen 14 Personen, sagte am Donnerstag ein Sprecher der APA. Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt hat den Fall übernommen, nachdem die Oberstaatsanwaltschaft Wien vergangene Woche der Staatsanwaltschaft Wien die Ermittlungen gegen die Polizisten entzogen und diese nach Eisenstadt delegiert hatte.

Der Grüne Abgeordnete zeigte sich im Gespräch mit der APA "extrem verwundert über die Reaktion der Innenministerin" im Ausschuss. Während die Justiz bereits Fehler eingestanden habe, sei die "Spitze beim Innenministerium vollkommen uneinsichtig", sagte Pilz. Dadurch sei die "überwältigende Mehrheit der anständigen Polizisten in Geiselhaft der rufschädigenden prügelnden Minderheit", meinte Pilz.

(APA)

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