Die Besatzung des vor Somalia entführten US-Frachters äußert Zweifel an der bisherigen Annahme, dass sich ihr Kapitän bei dem Piratenüberfall besonders heldenhaft verhalten habe.
Die Crew des vor der Küste Somalias zeitweise von Piraten entführten US-Frachters "Maersk Alabama" ist am Donnerstag auf dem Luftweg in die Heimat zurückgekehrt. Die 19 Seeleute wurden am Luftwaffenstützpunkt Andrews Air Force Base bei Washington von Angehörigen und Freunden begrüßt. Nach Ende der Entführung des Schiffes hatte sich die Besatzung zunächst in der kenianischen Küstenstadt Mombasa aufgehalten.
Der Kapitän der "Maersk Alabama", Richard Phillips, kehrte nicht mit der Besatzung in die USA zurück. Der 53-Jährige, für den der Piratenüberfall einen besonders dramatischen Verlauf genommen hatte, traf am Donnerstag nach Angaben der kenianischen Polizei mit einem US-Kriegsschiff in Mombasa ein.
Während die Besatzung bereits wieder die Kontrolle über den Frachter hatte, war Phillips von den Piraten auf einem Rettungsboot verschleppt worden und erst nach fünf weiteren Tagen von US-Scharfschützen befreit. Dabei wurden drei Piraten getötet, der vierte festgenommen. Der festgenommene Seeräuber traf gemeinsam mit Phillips in Mombasa ein. Es stand noch nicht fest, wo ihm der Prozess gemacht werden sollte.
Crew-Mitglieder der "Maersk Alabama" hatten am Mittwoch Zweifel an der bisherigen Annahme aufkommen lassen, Phillips habe sich besonders heldenhaft verhalten, indem er sich zum Schutz seiner Mannschaft den Piraten als Geisel zur Verfügung stellte. Wie Vize-Kapitän Shane Murphy dem Fernsehsender ABC News sagte, hatte Phillips eigentlich nicht geplant, die Piraten im Rettungsboot zu begleiten. Vielmehr sei er mit den Piraten an Bord des Rettungsboots gegangen, um ihnen beim Manövrieren behilflich zu sein und dann entführt worden.
(APA)