Unterwegs

Zeter und Mordio in Ober St. Veit: Das noble Home Farming hat auch seine Schattenseiten.

Was einem auf Reisen so alles über den Weg läuftGerade vergangene Woche war Christian mit seiner Zweitfamilie im „Schaufenster“ prominent zu Gast: sechs prächtige Sulmtaler Hennen, die über den Garten seines Hietzinger Langhauses in Ober St. Veit (Wien) gebieten. Dort scharren und picken sie, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, Eier werden in artgerechtem Akkord gelegt, und bevor's finster wird, sitzen alle im Stall, der sich zur Dämmerung selbsttätig schließt.

Und öffnet. So geschah es, am frühen Morgen des Mittwochs: Reineke Fuchs, offensichtlich „Presse“-Leser, wartete schon, und er kam nicht zum Plausche.

„Groß wie ein Hund war er“, stammelt der geschockte Christian, der den erbarmungslos wütenden Vorstadtfuchs von seinem Grund stampern konnte, dem Federvieh aber zu spät zu Hilfe kam. Die Aufregung erübrigte den Morgen-Espresso. Als alle Federn zu Boden geschwebt waren, bewegten sich nur noch zwei der sechs Damen. Eine dritte tauchte später auf, unversehrt, hatte sich wohl versteckt, die Schlaue.

Im „Schaufenster“ war auch über Hühnerhaltung auf dem Balkon zu lesen. Eine Nanosekunde lang hab ich überlegt. Doch das geht schon einmal nicht, weil ich die einzige autoritäre Linie, die mir gestattet wird, beibehalten möchte: no pets! Auf die Straße gekackt wird schon genug bei uns in Hernals, und Katzen sind nur als Babys süß. Möchte ich Fell streicheln oder glücklich gelegte Eier haben, fahre ich zu meinem Bauern nahe der Exelberg-Bundesstraße. Der brennt auch super Schnaps. Die verblichenen Hietzinger Sulmtaler wurden übrigens beigesetzt, nicht gegessen.

timo.voelker@diepresse.com


Nächste Woche:
Karl Gaulhofer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2015)

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