Baltimore: Krawalle trotz nächtlicher Ausgangssperre

Krawalle in Baltimore.
Krawalle in Baltimore.(c) REUTERS (ERIC THAYER)
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In der Nacht auf Mittwoch ist es abermals zu Unruhen gekommen. Die Polizei musste Pfeffergeschoße und Rauchbomben gegen die "aggressive Menge" einsetzen.

Die Polizei in Baltimore ist gegen hunderte Demonstranten vorgegangen, die der nächtlichen Ausgangssperre in der US-Großstadt getrotzt haben. Die Polizei teilte kurz nach Beginn des Ausgehverbots am Dienstagabend (Ortszeit) über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, sie setze Pfeffergeschoße gegen eine "aggressive Menge" ein.

CNN und andere US-Fernsehsender berichteten, die Sicherheitskräfte verwendeten zudem Rauchbomben. Die Ausgangssperre, die am Dienstag um 22.00 Uhr (Ortszeit; Mittwoch 4.00 Uhr MESZ) in Kraft trat, war nach den schweren Krawallen wegen des Todes eines Schwarzen im Polizeigewahrsam verhängt worden. Wie der CNN berichtete, waren kurz nach Beginn der Ausgangssperre noch mehrere hundert Menschen auf den Straßen der Stadt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, dass vor allem junge schwarze Männer sich nicht an das Ausgehverbot hielten.

Am Montag hatten Randalierer Polizeibeamte mit Steinen und Flaschen beworfen sowie 144 Autos sowie mehrere Gebäude in Brand gesetzt. Der Gouverneur des Bundesstaates Maryland, Larry Hogan, rief daher den Ausnahmezustand für Baltimore aus, die Stadtverwaltung verhängte eine einwöchige nächtliche Ausgangssperre von 22.00 bis 05.00 Uhr. Die Polizei hatte angekündigt, das Ausgehverbot notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Laut Hogan waren am Dienstagabend in der Ostküstenstadt 2000 Nationalgardisten und 1000 Polizisten im Einsatz, um weitere Krawalle zu verhindern.

Obama verurteilt Krawalle

Die Krawalle waren nach der Trauerfeier für den 25-jährigen Afroamerikaner Freddie Gray ausgebrochen, der am 19. April, eine Woche nach seiner Festnahme, an schweren Rückenmarkverletzungen gestorben war. Die genauen Umstände sind noch unklar. Auf Videoaufnahmen ist aber zu sehen, wie Polizisten Gray zu Boden drücken, bevor sie den vor Schmerz schreienden 25-Jährigen zu einem Polizeibus schleifen. Kurz darauf fiel er im Krankenhaus ins Koma.

Der Fall Freddie Gray

Der Afroamerikaner Freddie Gray war am 19. April - eine Woche nach seiner Festnahme - an schweren Rückenmarksverletzungen gestorben. Die genauen Umstände sind unklar. Auf Videos ist zu sehen, wie Polizisten Gray zu Boden drücken, bevor sie den vor Schmerz schreienden jungen Mann zu einem Polizeibus schleifen. Kurz darauf fiel er im Krankenhaus ins Koma.

Trug die Polizei die Schuld an der Rückenmarkverletzung, die Tage nach Grays Festnahme zu dessen Tod führte? Sicher ist, dass das Misstrauen zwischen Afroamerikanern, die 63 Prozent der Bevölkerung von Baltimore ausmachen, und den überwiegend weißen "Cops" tief sitzt.

Nach seinem Tod des jungen Mannes gab es täglich Proteste in Baltimore, bei denen die vollständige Aufklärung von Grays Tod gefordert wurde.

Viele Afroamerikaner sehen Gray als das jüngste Opfer in einer Serie von Fällen tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Krawalle. Obama sagte, der Gewaltausbruch vom Montag sei nicht zu entschuldigen. Es habe sich nicht um Demonstranten gehandelt, sondern um eine Handvoll Menschen, die wie Kriminelle behandelt werden müssten. "Wenn Einzelne sich Brecheisen besorgen und Türen aufbrechen, um zu plündern, protestieren sie nicht. Sie machen kein Statement. Sie stehlen", sagte Obama.

Ferguson und Baltimore

Gray könnte das jüngste Opfer in einer Serie von Fällen tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze sein. Im August war in der Kleinstadt Ferguson der unbewaffnete schwarze Jugendliche Michael Brown von einem weißen Polizisten getötet worden. Wegen mangelnder Beweise wurde der Beamte aber nicht angeklagt. Der Fall hatte schwere Proteste und eine Debatte über Rassismus bei der Polizei ausgelöst. Die Vorgänge führten in Ferguson und anderen Städten zu teils gewaltsamen Ausschreitungen.

(APA/AFP/dpa)

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