Grillsaison: Frauen am Feuer

Yulia Haybäck
Yulia HaybäckYulia Haybäck (Facebook)
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Grillmeisterin Yulia Haybäck hat nach 150 männerlastigen Grillkursen einen Kurs für Frauen ins Leben gerufen – und dabei einige Unterschiede ausgemacht.

Grillen ist Männersache. Nicht nur in unseren Köpfen, sondern auch in der Realität. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber bei der groben Mehrheit ist der Mann – der sonst den Damen gern den Vortritt in der Küche lässt – der Herr über den Griller. Diese Erfahrung hat auch Yulia Haybäck gemacht. Haybäck nennt sich die „Partyköchin“ und bietet neben einem Catering-Service auch Grillkurse an. Rund 150 Kurse hat Haybäck in Kooperation mit dem Grillhersteller Weber schon gehalten. Sie schätzt, dass rund 90 Prozent der Teilnehmer Männer waren. „Ich bin kein Mannsweib, aber ich grille gern. Mich nervt diese Diskussion, warum ich als Frau grille“, sagt Haybäck, während sie auf ihre Teilnehmerinnen wartet.

Heute steht nämlich ein besonderer Grillkurs auf dem Programm, einer, der sich gezielt an Frauen richtet. „Ich habe vor allem bei Paaren im Kurs beobachtet, dass es einen Konkurrenzdruck beim Grillen gibt. Oder dass die Rollenverteilung von daheim mit in den Kurs genommen wird – das will ich nicht.“ Deshalb hat sie sich entschlossen, einen eigenen Frauengrillkurs anzubieten, der auch inhaltlich etwas anders ausgerichtet ist.

Verspielter, leichter

„Frauen wollen es verspielter, leichter, erfrischender haben. Ich zum Beispiel finde meine Meat Specials durchaus faszinierend, aber mehr als kosten kann ich da nicht, sonst bin ich erschlagen“, sagt Haybäck in Anspielung auf den Fleischkult, den so mancher männlicher Grillmeister betreibt. Um zu wissen, wie sehr Männer davon überzeugt sind, dass Grillen eben eine Männersache ist, muss man nur Haybäck beobachten. Sie hat sich offensichtlich ob der vielen Bemerkungen einen Schutzpanzer zulegt, ist schlagfertig, macht keine Fehler und referiert schon einmal gern über die verschiedenen Schlachtungsmethoden, während die Teilnehmerinnen mehr oder weniger genüsslich Pastrami von der Bio-Rindernuss verspeisen. Fleischkunde nennt sie das.

Acht Frauen haben sich heute im Schloss Hallegg nahe Klagenfurt eingefunden. Eine Frau, die gemeinsam mit ihrem Mann eine Fleischerei betreibt, ist dabei. „Mein Mann kann wirklich gut grillen, er bleibt auch der Grillmeister, aber mich interessiert das natürlich auch“, sagt sie. Eine andere Dame wiederum ist gekommen, weil sie ihr Mann „hergeschickt“ hat. „Wir wollen uns einen Griller kaufen, wissen aber noch nicht, welchen.“ Auswahl gibt es heute genug. Mehrere Gasgriller, ein Kugelgrill und ein Smoker stehen den Teilnehmerinnen zur Verfügung.

Brotballons und Eisbomben

Haybäck beginnt nach einer kurzen Einleitung und Vorstellung ihrerseits mit dem ersten Gang. Auf dem Speiseplan stehen heute Hühnerspieße mit Kaffirlimettenblättern und Mangodip, Pastrami von der Bio-Rindernuss mit gegrilltem Gemüse, Brotballons gefülllt mit Rucolasalat, Kärntner Edelfische im Wurzel-Safransud und zum Abschluss eine Eisbombe vom Grill mit Zitroneneis auf Beerenspiegel. Haybäck setzt bei ihren Teilnehmerinnen eine gewisse Kocherfahrung heraus. Zu Recht, wie sich später herausstellen wird.

Haybäck teilt die Frauen ein, um die Marinade für die Hühnerspieße vorzubereiten, und fragt in die Runde, ob ihre Männer sie an den Grill lassen. Die Mehrheit bejaht, nur eine muss verneinen. „Dann wirst du heute anheizen“, sagt Yulia – man ist beim Kurs per Du.

Yulia erklärt also die einzelnen Schritte und hat zahlreiche Tipps parat– für die Vorbereitung genauso wie das Grillen selbst. Die Hühnerspieße werden eine halbe Stunde in einer Marinade aus Ingwer, Knoblauch, Limettensaft, Kaffirlimettenblättern, Chili und Erdnussöl eingelegt – nicht zu lange, sonst fängt die Säure an, das Eiweiß zu zersetzen. „Je kleiner das Grillstück, desto kürzer muss die Marinade einwirken“, sagt Yulia und verrät, dass sie dicke Ripperln gern über Nacht in Ananassaft einlegt.

Danach kommen die Spieße – Yulia legt die leeren Holzspieße zuvor in Wasser ein, dann lässt sich das Fleisch nachher besser vom Spieß lösen – auf den Gasgrill. Eine Teilnehmerin steckt die Spieße händisch in den Rost, damit das Fleisch nicht so leicht festklebt. „Die meisten Frau greifen nicht zur Zange, weil sie die Hitze aus der Küche gewohnt sind“, kommentiert Yulia.

Guter Mond

Währenddessen sind drei Frauen damit beschäftigt, den Teig für die Brotballons auszurollen, die bei 250 Grad auf heißen Steinplatten im Griller aufgehen sollen. „Aufpassen, dass nicht zu viel Mehl auf dem Teig klebt, sonst geht er nicht auf“, sagt Yulia und warnt die Damen vor – auch bei ihr gingen nie alle Ballons auf. Die misslungenen Stücke könne man als Brotchips verwenden. Die Trefferquote bei der Damenrunde ist allerdings beachtlich hoch. „Heute ist ein guter Mond, da geht alles gut auf“, sagt eine sonst recht ruhige Dame. Yulia ist kurz ob der ungewöhnlichen Aussage irritiert und meint nur: „Super.“

Mittlerweile sind die Damen gut eingespielt, das Pastrami-Gericht ist verspeist, ebenso das gegrillte Gemüse. Auch da haben einige Teilnehmerinnen etwas gelernt. Als Yulia eine riesige Portion grob geschnittenes Gemüse auf den Griller kippt, anstatt jedes Stück einzeln mit der Zange aufzulegen, sagt eine Teilnehmerin bewundernd: „Das hätte ich mich nie getraut.“

Es stehen noch der Fisch und die Eisbombe auf dem Programm. Yulia erklärt des Öfteren, dass man keine Angst vor dem Feuer haben darf und dass man lernen muss, das Feuer zu kontrollieren. Am Ende des Kurses meint sie: „Es hat mir irrsinnig Spaß gemacht, aber ich muss mich erst an euch gewöhnen. So wenig Fragen und keine blöden Kommentare. Ich kann den Schutzwall, den ich mir zugelegt hab, ablegen.“ Es scheint fast so, als hätten nicht nur die Teilnehmerinnen etwas gelernt.

Grillkurse

Yulia Haybäck betreibt ein Catering-Unternehmen und bietet allein und gemeinsam mit der Original-Weber-Grillakademie Grillkurse zu verschiedenen Themen an (u. a. Basic, Smoker, Meat Special, Wild, Vegetarisch). Der nächste Grillkurs für Frauen findet am 17. Juli im Schloss Hallegg in Klagenfurt statt. Termine in Wien sollen folgen. Infos unter www.partykoechin.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2015)

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