IS: Dutzende Tote bei Kämpfen im syrischen Palmyra

Archivbild: Ruinen von Palmyra
Archivbild: Ruinen von Palmyra APA/EPA/YOUSSEF BADAWI
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Der Islamische Staat soll Teile der syrischen Weltkulturerbe-Stätte unter seine Kontrolle gebracht haben.

Bei Gefechten zwischen Kämpfern der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) und regierungstreuen Einheiten um die antike syrische Stadt Palmyra sind laut Aktivisten dutzende Menschen getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mitteilte, starben seit dem Vortag mindestens 23 regierungstreue Kämpfer und 29 Jihadisten.

Demnach war aus dem Westen der Stadt nahe den zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden antiken Stätten Artilleriefeuer zu hören. Berichte über Schäden an den Stätten gab es zunächst nicht.

Laut der Beobachtungsstelle, deren Erkenntnisse aus einem Informantennetzwerk an Ort und Stelle stammen und unabhängig kaum überprüfbar sind, hatten IS-Kämpfer am Samstag das nördliche Stadtgebiet von Palmyra in der Provinz Homs unter ihre Kontrolle gebracht. Provinzgouverneur Tala Barazi sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Behörden befürchteten eine Massenflucht aus der Stadt und seien bemüht, die Zivilbevölkerung zu schützen und zu versorgen.

Palmyra, dessen Bauten griechisch-römische und persische Baukunst vereinigen, ist laut der UNO-Kulturorganisation UNESCO eine Stätte von "überragendem universellem Wert". Nach den Zerstörungen, die der IS bereits in anderen antiken Stätten wie Nimrud und Hatra im Irak anrichtete, sind die Bauten der Oasenstadt nach Einschätzung von Experten nun ebenfalls akut bedroht. Die weltberühmten Ruinen, darunter von Kolonnaden gesäumte Straßen, liegen im Südwesten der Stadt.

Einzigartige Ruinen von Palmyra

Die von der islamistischen Terrormiliz IS akut bedrohte Antikenstadt Palmyra (arabisch: Tadmor) ist laut der UN-Kulturorganisation UNESCO eine Stätte von "überragendem universellem Wert". Sie befindet sich in einer Oase in der syrischen Wüste, nordöstlich von Damaskus.

Palmyra beherbergt heute monumentale Ruinen einer Stadt, die zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert eines der wichtigsten kulturellen Zentren der antiken Welt war. Kunst und Architektur von Palmyra entstanden an der Kreuzung mehrerer Zivilisationen, sie verbanden griechisch-römische Techniken mit lokalen Traditionen und persischen Einflüssen.

Bereits im zweiten Jahrtausend vor Christus erwähnt, kam Palmyra Mitte des ersten Jahrhunderts unter römische Kontrolle und wurde Teil der Provinz Syrien. Die Bedeutung der Stadt an der Handelsstraße zwischen Persien, Indien und China und dem Römischen Reich wuchs stetig.

Ein Kolonnadenstraße von 1.100 Metern Länge bildete die monumentale Achse der Stadt, die durch Säulenquerstraßen mit Prachtbauten wie dem Tempel des Baal, dem Diokletian-Campus, der Agora, dem Theater sowie weiteren Tempeln und Stadtvierteln verbunden war.

Einzigartige Beispiele von Grabskulpturen vereinen die Formen der griechisch-römische Kunst mit einheimischen Elementen und persischen Einflüssen zu einem eigenständigen Stil. Außerhalb der Stadtmauern befinden sich Reste eines römischen Aquädukts und weitläufiger Nekropolen.

Die Entdeckung der Ruinenstadt durch Reisende im 17. und 18. Jahrhundert beeinflusste die Baustile dieser Epochen.

Ihren Höhepunkt erlebte die Handelsmetropole unter der selbst erklärten Kaiserin Zenobia, die aber in Konflikt mit Rom geriet. Der römische Kaiser Aurelian griff 272 Palmyra an. Zenobia wurde als Gefangene nach Rom gebracht. Nach der Niederschlagung eines Aufstandes wurde Palmyra von den Römern zerstört.

Die noch erhaltenen, einzigartigen Ruinen könnten nun islamistischen Fanatikern zum Opfer fallen, die Kulturgüter aus vorislamischer Zeit systematisch zerstören wollen.

(APA/AFP)

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