Zweitschlechteste Beteiligung: Nur jeder vierte Student ging zur Wahl

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Studierende an FH, PH und Privatunis drückten die Beteiligung. Die Briefwahl erfüllte ihre Hoffnungen nicht.

Immer wieder ist sie Thema bei der ÖH-Wahl: die niedrige Beteiligung. Tatsächlich ist heuer ein noch geringerer Anteil der Studierenden zur Wahl gegangen als bei der vorigen Wahl im Jahr 2013. Damals hatten knapp 28 Prozent der Studenten ihre Stimme abgegeben. Mit 25,9 Prozent lag die Beteiligung nur knapp über dem historischen Tief von 2009 (25,7 Prozent). Nur jeder vierte der 325.000 Studenten gab also bei der diesjährigen ÖH-Wahl seine Stimme ab.

Ein Grund dafür: Die Studierenden an FH, PH und Privatunis – die heuer erstmals bzw. wieder zum selben Termin und nach dem selben Modus wählten wie die Uni-Studenten wählten – dürften die Beteiligung gedrückt haben. Auch an zahlreichen Unis haben aber weniger Studenten gewählt als vor zwei Jahren: So sank die (eher hohe) Beteiligung an der Med-Uni Wien von rund 40 auf 36 Prozent. An der WU sank sie von 34 auf 32 Prozent. An zahlreichen anderen Unis lag sie bei um die 30 Prozent.

An der Uni Wien wählten – in etwa wie beim letzten Mal – 22,64 Prozent der Studenten. Sehr niedrig ist die Beteiligung (traditionell) an den Kunstunis: An der Bildenden etwa gingen nur 15 Prozent der Studenten zur Wahl. Extremster Fall ist hier die Donau-Uni Krems: Dort wählten von 6000 Studenten nur 35. Immer sehr hoch ist die Wahlbeteiligung an der Montanuni Leoben: Dort gaben – exakt wie im Vorjahr – 52,4 Prozent der Studenten ihre Stimme ab.

Kaum Stimmen an Privatunis

Nicht sehr attraktiv war der Urnengang für die Studierenden an den Privatunis. An der Privatuni Seeburg in Salzburg wählten zehn Prozent der Studenten, an der Tiroler UMIT knapp neun Prozent, der Webster University in Wien nur sechs Prozent (davon ein Viertel von ihnen – exakt fünf Studenten – den kommunistischen KSV). An der größten Privatuniversität, der Sigmund-Freud-Universität in Wien, wurden bei rund 2000 Studenten nur 72 Stimmen abgegeben. An der Karl-Landsteiner-Uni dagegen wählten 53 Prozent.

Auch an den Fachhochschulen war die Beteiligung teilweise recht schwach. An der FH Campus Wien mit ihren fast 4500 Wahlberechtigten gaben immerhin etwa 17,4 Prozent ihre Stimme ab. An der FH Wr. Neustadt verzeichnete man dagegen nur knapp sieben Prozent Wahlbeteiligung bei fast 3400 potenziellen Wählern. Besser war die Beteiligung an der FH Salzburg, wo 32,6 Prozent der etwa 2600 Studenten wählen gingen. Vor allem an jenen FH, die großteils berufsbegleitende Studiengänge anbieten, gingen nur wenige Studenten zur Wahl.

Ein ähnliches Bild ergibt der Blick auf die großen Pädagogischen Hochschulen (PH), wo erstmals seit 2003 wieder gewählt zum selben Termin werden konnte: An der mehr als 3200 Studenten zählenden PH Wien gingen knapp 30 Prozent zur Wahl. An der PH Steiermark fanden nur etwas mehr als 15 Prozent der über 1800 Studierenden den Weg zur Urne. An der PH Niederösterreich (1.441 Wahlberechtigte) lag die Quote knapp unter zehn Prozent.

Briefwahl hat enttäuscht

Die Briefwahl hat die in sie gesetzten Hoffnungen jedenfalls nicht erfüllt: Nur 0,9 Prozent der Studenten – knapp unter 3000 – beantragten eine Wahlkarte. Eingelangt sind ersten Informationen zufolge rund 1900 davon. Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass ein neuer Wahlmodus nicht hält, was er verspricht: 2009 – als die Beteiligung am niedrigsten war – hatten die Studenten die bisher einzige Möglichkeit, ihr Stimme online per E-Voting abzugeben.

Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sah die Gründe für die schlechte Wahlbeteiligung in der inhaltlichen Ausrichtung der ÖH-Führung. Frei übersetzt meinte er am Wahlabend: Die gesellschaftspolitische Ausrichtung der ÖH-Führung habe die Studierenden wohl nicht emotional gepackt. Es stelle sich die Frage, ob nicht mehr Service angebracht wäre. Trotz niedriger Beteiligung sei das Ergebnis aber zu akzeptieren.

Auf einen Blick

Zur ÖH-Wahl waren heuer insgesamt 325.000 Studierende aufgerufen. Nach zwölf Jahren wählten auch die Studenten an Pädagogischen Hochschulen und Privat-Unis wieder zum selben Termin wie die Uni-Studenten. Jene an den Fachhochschulen waren überhaupt erstmals zum regulären Wahltermin dabei.

Nach einer Reform wurde das Studierendenparlament – also die ÖH-Bundesvertretung – heuer wieder direkt gewählt. Es gab drei Wahlzettel: für die Studienrichtungsvertretung, die Hochschulvertretung und die Bundesvertretung. Davor richteten sich die Mandate im Studierendenparlament danach, wie an den einzelnen Hochschulen gewählt wurde. Das hatte auch zur Folge, dass Stimmen unterschiedlich viel wert waren – an kleinen Unis waren Mandate „billiger“ als an großen.

Das Studierendenparlament wurde mit der Reform deutlich verkleinert. Statt zuletzt 100 Sitzen gibt es nun 55.

(beba)

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