Österreichs Traum von Frankreich nimmt reale Formen an

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Das ÖFB-Team siegte in Moskau mit 1:0 und darf mit der Endrunden-Teilnahme planen. Das Goldtor erzielte Marc Janko.

Während in Österreich rund um die Mannschaft von Marcel Koller seit Monaten große Euphorie herrscht, ist das Interesse am russischen Nationalteam drei Jahre vor der Heim-WM keineswegs überwältigend. 35.000 Zuschauer fanden sich bei sommerlichen Temperaturen in der Moskauer Otkrytije Arena ein, um die „Sbornaja“ in der so wichtigen EM-Qualifikationspartie gegen Österreich zu unterstützen. 7000 Fans mehr hätten Platz gefunden, sie hatten Besseres zu tun. Russlands Auswahl ist, angeführt vom hochbezahlten und umstrittenen Italiener Fabio Capello, in eine tiefe Krise gerutscht, die sich durch das 0:1 gegen Österreich weiter verschärfte. Die Mannschaft spielte in der laufenden Qualifikation weder attraktiven noch erfolgreichen Fußball, der sportliche Verfall hatte sich bereits bei der WM 2014 (Aus in der Vorrunde) abgezeichnet.

Gegen die ÖFB-Equipe war Russland angesichts der Tabellensituation zum Siegen verdammt, der Druck ließ sich vorab nicht von sich weisen. Genau darin sah die rotweißrote Elf eine Chance, der engagierte Beginn rief bald russische Verunsicherung hervor. Nach einem weiten Einwurf von Fuchs verlängerte Iwanow per Kopf, Torhüter Akinfejew trat erstmals in Erscheinung (4.). Die Anfangsphase gehörte den Österreichern, nach einem Vorstoß von Arnautovic fehlte bei dessen Pass auf Junuzovic aber die Präzision (7.). Für zusätzliche Verstörung auf Seiten der Russen sorgte die Verletzung von Innenverteidiger-Routinier Beresuzki, der schon in der zwölften Minute benommen das Feld verlassen musste. Bereits vor dem Spiel musste mit Ignaschewitsch der zweite Standard-Innenverteidiger passen.

Das Abwehr-Zentrum bildete für den Rest der Begegnung Nowoselzew und Tschernow - ein Duo in der Not mit wenig internationaler Erfahrung. Von Sturm und Drangperioden der Russen war anfangs nichts zu sehen, erstmals vor das gegnerische Tor wagten sie sich in der 13. Minute, nachdem Hinteregger einen Zweikampf gegen Kokorin verloren hatte. Robert Almer verbrachte in der ersten Halbzeit einen ruhigen Abend, er musste sich nur bei einem Flachschuss von Schatow auszeichnen (28.).
Nach einer halben Stunde intensivierte Österreich wieder seine offensiven Bemühungen und wurde in der 33. Minute mit dem Führungstreffer belohnt. Nach einer Harnik-Hereingabe wurde der Schuss von Junuzovic zunächst geblockt, Janko verwertete den Abpraller per sehenswertem Fallrückzieher. Es war der 21. Treffer (46 Länderspiele) des Angreifers, der nach einer starken Saison in Sydney nicht mehr gebraucht wird. Ein neuer Klub wird sich finden.

Russland wirkte geschockt, war auf der Suche nach sich selbst. Schon in der nächsten Aktion stürmte Baumgartlinger durch die nicht vorhandene russische Defensive und auf Akinfejew zu – der Mainz-Legionär setzte den Heber aber knapp neben das Tor (35.). Die Zuschauer quittierten die Leistung der Capello-Truppe noch vor der Halbzeit mit Pfiffen.

Der Bär erwacht zum Leben

Halbzeit zwei brachte zunächst keine Veränderung. Erste Akzente setzte erneut Österreich, Harniks Versuch ging aber über das Tor (50.). Doch der russische Bär erwachte doch noch zum Leben. Bei einem Mirantschuk-Kopfball (55.) und einem Schirkow-Schuss (57.) verhinderte der starke Almer Schlimmeres. Die Koller-Elf hatte nun die Kontrolle über das Spiel verloren, tauchte seltener in der gegnerischen Hälfte auf.

Die Russen rackerten um ihre letzte Chance, in der Tabelle Anschluss an Österreich zu halten. Schatow rutschte nur Zentimeter am Ausgleich vorbei (65.). Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem der kurz zuvor eingewechselte Sabitzer die Vorentscheidung auf dem Fuß hatte – der Schuss des Salzburgers fiel aber zu zentral aus (67.).

Die Österreicher verteidigten phasenweise zu tief, agierten in den Zweikämpfen nicht aggressiv genug – so kam auch Schatow zu einer guten Gelegenheit (74.). Doch die Österreicher bewiesen großen Kampfgeist, als die spielerische Note etwas verloren ging. Auch die letzte Chance der Russen durch Kerschakow (88.) brachte nichts ein.

„Ziel großen Schritt näher“

Nach 93 Minuten jubelte Österreich über den fünften Sieg im sechsten Spiel der laufenden Qualifikation. Die erstmalige Teilnahme an einer Europameisterschaft auf sportlichem Weg ist nun zum Greifen nahe, der Vorsprung auf die Drittplatzierten Russen (erste Heimniederlage seit 21 Spielen) beträgt bei vier noch ausständigen Spielen bereits acht Punkte. „Jetzt müsste es schon sehr blöd laufen, damit wir es aus der Hand geben“, sagte Goldtorschütze Marc Janko. „Das war mit Sicherheit eines meiner schönsten und wichtigsten Tore. Der Sieg war verdient. Wir sind unserem Ziel einen großen Schritt näher gekommen.“ Das nächste ÖFB-Spiel steigt in Wien gegen Moldau (5.9.).

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