Der Deutsche Klaus Kärcher wollte Anna Fenninger zu globaler Strahlkraft verhelfen. Dafür war er bereit, neue Wege zu gehen, die jedoch dem ÖSV zuwiderliefen.
Wien. Peter Schröcksnadel hat sein Urteil gefällt. „Der Herr Kärcher ist kein guter Manager“, sagte der ÖSV-Präsident auf der Pressekonferenz über Klaus Kärcher, den Manager von Anna Fenninger. Vor drei Jahren hat der Deutsche ihre Betreuung übernommen und sie auf der bislang erfolgreichsten Etappe ihrer Karriere begleitet: Olympia-Gold 2014, zweimal WM-Gold 2015 und dazu der zweimalige Gewinn des Gesamtweltcups. Nichtsdestotrotz ist das Verhältnis zwischen Fenninger und dem ÖSV ein angespanntes, der Name Kärcher stets einer der am heißesten diskutierten Streitpunkte.
Kärcher ist einer der bekannten Name der Branche, dabei kam er eher zufällig zum Sportmanagement. Während des Studiums der Veterinärmedizin verdingte sich der gebürtige Stuttgarter als freier Fotograf, sein Spezialgebiet: Randsportarten. Eines Tages bat ihn die junge Gymnastin Magdalena Brzeska um Hilfe bei der Anwerbung von Sponsoren. Schließlich hatte Kärcher die nötigen Kontakte zur Industrie gesammelt, seine Ehefrau Ute, einst selbst für eine Sportmarketingagentur tätig, lieferte das passende Konzept. Schon bald hatte Brzeska einen Millionenvertrag in der Tasche und Kärcher seine Berufung gefunden. Über die in Salzburg lebende ehemalige Eisschnellläuferin Annie Friesinger kam der Kontakt zu Fenninger zustande. „Ich wollte eine neutrale Person und jemanden, der aus jeder Sportart nur einen Sportler betreut, um Interessenkonflikte zu vermeiden“, begründete die Skifahrerin ihre Wahl.
Der seltene Glücksfall
Für Kärcher hängt die erfolgreiche Vermarktung eines Sportlers von drei Faktoren ab: Medienpräsenz der Sportart, der sportliche Erfolg und die Persönlichkeit. Fenninger bezeichnet der Deutsche als absoluten Glücksfall, da sie in allen drei Kategorien punktet. „Der Skisport hat in gewissen Regionen einen hohen Stellenwert. Annas Erfolge sind herausragend, ihre Persönlichkeit ist es auch“, sagte er erst bei der Ski-WM in Vail. „Anna ist eine ganz seltene Kombination.“
Genau deshalb sollte Fenninger nach Ansicht von Kärcher auch nicht im Einheitsbrei des ÖSV vermarktet werden, sondern als eigene Marke forciert werden – ob als Laureus-Botschafterin für sozial benachteiligte Kinder oder Patin für bedrohte Geparden. „Anna strahlt weltweit“, war der 56-Jährige überzeugt und schloss selbst Partner im Mode- oder Kosmetikbereich nicht aus. Zudem sollte sich Fenninger angesichts ihrer sportlichen Erfolge auch bei ÖSV-Verträgen nicht länger finanziell hinter Marcel Hirscher anstellen.
Der ÖSV beobachtete die Entwicklung stets mit Argwohn. Derartiger Einfluss von außen wird dort nicht gern gesehen, das zeigte sich bereits 2012, als man Hirschers Berater Michael Holzer ebenso unsanft aus dem Team drängte. Auch bei Fenninger wurde immer wieder mehr oder weniger druckvoll auf ein Ende der Zusammenarbeit mit Kärcher gepocht, wie auch das publik gewordene E-Mail belegte. Nun hat Schröcksnadel zumindest ein Etappenziel erreicht. (swi)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2015)